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Jüdische Religion, Geschichte und
Kultur (JRGK), Vandenhoeck & Ruprecht |
Der Titel der Reihe
steht vor dem Hintergrund, dass jüdische
Lebenswirklichkeit von ihrer Religion, Geschichte und
Kultur geprägt ist. So trägt auch das Konzept der Reihe
der Erkenntnis Rechnung, dass diese drei Aspekte nicht
voneinander isoliert betrachtet werden können, sondern
einander bedingen und miteinander verflochtene Bereiche
dieser Lebenswirklichkeit darstellen.
"Jüdische Religion, Geschichte und Kultur"
soll den internationalen Stand der wissenschaftlichen
Forschung markieren. Gleichzeitig dient die Reihe dem
interdisziplinären Dialog und spricht eine über das
engere Fachpublikum hinausreichende Leserschaft an.
Herausgeben von Michael Brenner, München und Stefan
Rohrbacher, Düsseldorf. Bei Subskription ca. 10 %
Nachlass.
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Nicola Kramp-Seidel Salomon
Adrets Responsa als Praxis religiösen Entscheidens
Vandenhoeck & Ruprecht, 2022, Gebunden, 978-3-525-56077-8
39,00 EUR
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Jüdische Religion, Geschichte und
Kultur (JRGK) Band 33
Zur Entscheidenspraxis in den
Responsa Salomon Adrets (13. Jh.)Versteht man Entscheiden als einen
sozialen Akt, bei dem bestimmte Entscheidungsalternativen
gegenübergestellt werden und sich diese Alternativen ausschließen,
erkennt man, dass eine Entscheidung immer kontingent ist, sie somit
immer anders ausfallen könnte. Entscheiden und Entscheidungen sind damit
auch eine Zumutung. Wie sieht nun die Entscheidenspraxis in Responsa
aus? Um diese Frage zu beantworten, analysiert Nicola Kramp-Seidl die
Responsa Salomon Adrets mit dem Ziel, exemplarisch den
Entscheidungsprozess und die Sichtbarkeit des Entscheidens in Responsa
dieses Gelehrten darzustellen. Die Autorin untersucht, wann
Entscheidenssituationen entstehen, sodass Anfragen an Adret abgegeben
werden, wie Adret ein Entscheiden in Responsa darstellt, welche Quellen
er zur Reduzierung einer Entscheidenslast heranzieht und wie er seine
Sachautorität inszeniert. |
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Désirée Schostak
Der Weg der Mikwe in die Moderne
Vandenhoeck &
Ruprecht, 2022, 576 Seiten, Gebunden, 978-3-525-56059-4
140,00 EUR
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Jüdische Religion, Geschichte und
Kultur (JRGK) Band 32 Ritualbäder der Emanzipationszeit im
Spannungsfeld von öffentlicher Wahrnehmung und jüdischem
Selbstverständnis In der Modernisierung der Mikwe und ihrer
Integration in die bürgerliche Badekultur spiegelt sich die Suche nach
einer modernen jüdischen Identität.Galt die Mikwe zu Beginn des 19.
Jahrhunderts noch als „Frauenbad“ einer gesellschaftlichen Randgruppe –
kalt, ungesund, und nicht mehr zeitgemäß –, so steht am Ende der hier
betrachteten Entwicklung das moderne Ritualbad einer emanzipierten
Minderheit. In ihrer Studie spürt die Autorin denjenigen
gesellschaftlichen, politischen, kulturellen und religiösen Faktoren
nach, die in ihrem Zusammenspiel diese Transformation prägten. Sowohl
die räumliche Anlage als auch das Verständnis des Rituals selbst wurden
auf verschiedene Weise erneuert und dadurch den Bedingungen einer
bürgerlichen Lebenswelt angepasst. Dabei richtet sich der Blick stets
auf beide Seiten: Die deutsche Öffentlichkeit nahm die Mikwe
hauptsächlich über die Ärzte als ein medizinisches Problem wahr,
wohingegen die jüdische Gemeinschaft in einem allgemeinen Prozess der
Reform alte Traditionen in einen neuen Wertehorizont einzupassen suchte.
Einführend werden erstmalig auf verständliche Weise die komplexen
religiösen Vorschriften zur Mikwe erklärt und ihre Nutzung seit dem
Mittelalter dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
Blick ins Buch |
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Berndt Schaller
Christlich-akademische Judentumsforschung im Dienst der
NS-Rassenideologie und -Politik Der Fall des Karl Georg
Kuhn Vandenhoeck & Ruprecht, 2021, 206 Seiten, Gebunden,
978-3-525-50355-3 39,00 EUR
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Jüdische Religion, Geschichte und
Kultur (JRGK) Band 31 80 Jahre nach dem
„Sondereinsatz“ des Tübinger
Privatdozenten Karl Georg Kuhn in Warschau, zur „Inspektion“ der
Bibliothek der Jüdischen Gemeinde und zur „Untersuchung des ostjüdischen
Problems, solange die Gelegenheit dazu an Ort und Stelle günstig ist“,
hat der inzwischen verstorbene Göttinger Judaist Berndt Schaller die
erste Monographie über die NS-Vergangenheit des späteren Qumranforschers
abgeschlossen. Kuhn selbst hat seine Anwesenheit in Warschau in den
Entnazifizierungsverfahren 1948 wie auch sonst verschwiegen. Erst die
Veröffentlichung des Tagebuches von Adam Cerniakow, des damaligen
Vorsetzenden des „Judenrates“ von Warschau, hat Kuhns auch praktische
Mitwirkung an der NS-Politik zur Zerstörung und Vernichtung des
europäischen Judentums ans Licht gebracht. Berndt Schaller hat die
von Max Weinreich schon 1946 vorgelegten Erkenntnisse sowie die
Forschungsergebnisse weiterer amerikanischer und später auch deutscher
Wissenschaftler über Karl Georg Kuhns Tätigkeit als Sachverständiger für
die „Judenfrage“ zusammengeführt und durch eigene Funde in Archiven und
Bibliotheken ergänzt und vertieft. Schaller gibt Antworten auf die
beiden mit Leben und Karriere von Kuhn verbundenen Fragen: Wie konnte
ein judaistisch interessierter Theologe zu einem antisemitischen
Propagandisten der Nazis werden? Und wie konnte es dazu kommen, dass
ein von Zeitgenossen schwer Belasteter rasch entnazifiziert wurde und
mit Hilfe geachteter Theologen wieder eine Dozentur erhielt? Zunächst in
Göttingen. Seit 1954 kam Kuhn als Qumranforscher in Heidelberg zu
internationaler Anerkennung und wurde Mitglied der dortigen Akademie der
Wissenschaften. Schaller wirft mit seiner kritischen Darstellung der
Karrieren Kuhns vor und nach 1945 grundsätzliche Fragen auf nach dem
Selbstverständnis deutscher Wissenschaft und christlicher Theologie, die
bis heute eine Herausforderung darstellen.
Inhaltsverzeichnis |
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Elisabeth Rees-Dessauer Zwischen
Provisorium und Prachtbau
Vandenhoeck & Ruprecht, 2019,
258 Seiten, Gebunden, 978-3-525-56476-9 89,00 EUR
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Jüdische Religion, Geschichte und
Kultur (JRGK) Band 30 Die
Synagogen der jüdischen Gemeinden in Deutschland von 1945 bis zur
Gegenwart Die Studie setzt sich mit Synagogen – Sakralbauten,
Veranstaltungsorte und Ausdruck politischen Willens – auseinander, um
neue Perspektiven auf die Geschichte der Juden in Deutschland von 1945
bis zur Gegenwart zu eröffnen. Sie behandelt eine Zeit, in der die
jüdische Existenz in Deutschland nach dem Holocaust neu verhandelt
werden musste. Ein Teil dieses Verhandelns fand im öffentlichen Raum,
und zwar namentlich auch in der Synagoge statt, wodurch diesem Ort nicht
nur eine besondere religiöse sondern auch eine politische sowie
kulturgeschichtliche Bedeutung zukommt. Die Gotteshäuser der
jüdischen Gemeinden seit 1945 werden vollständig erfasst – von den
ersten provisorisch eingerichteten Betsälen bis hin zu prächtigen
Neubauten der letzten Jahre – und treten erstmals als zusammenhängende
Quelle zur jüdischen Geschichte im Nachkriegsdeutschland auf. Dabei
beleuchtet das Werk die Synagogen nach den Dimensionen Raum
(Architektur), Zeit (Terminierung) und Handlung (Einweihungsfeiern –
Gestaltung und Redebeiträge). Bau und Einweihung einer Synagoge
mussten immer auf die Frage antworten: Wie ist die bewusste Fortsetzung
jüdischen Lebens im vormaligen Land der Täter zu rechtfertigen? So rückt
neben der Bautätigkeit der deutsch-jüdischen Gemeinden auch ein
allgemeiner Diskurs – die Selbstdarstellung und Ausdrucksweise der
jüdischen Gemeinden und anderer jüdischer und nichtjüdischer Akteure im
öffentlichen Raum – in den Fokus.
Leseprobe |
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Carmen Reichert
Poetische Selbstbilder Deutsch-jüdische und
Jiddische Lyrikanthologien 1900–1938 Vandenhoeck & Ruprecht, 2019,
350 Seiten, Gebunden, 978-3-525-57315-0 75,00 EUR
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Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 29 Leserinnen und Leser
kennen Lyrik vor allem aus Anthologien. „Jüdische Lyrik“ wird dabei
meist mit der Dichtung von Shoah-Überlebenden assoziiert. Jüdische
Herausgeber sammelten jedoch schon viel früher jüdische Dichtung. Den
Anspruch, für eine Gruppe zu sprechen und damit ihr Bild in der
Öffentlichkeit mitzubestimmen, machte die Gattung Anthologie nicht nur
für literarisch Ambitionierte attraktiv, sondern auch für
unterschiedliche politische Gruppen. Unter Titeln wie „Junge Harfen“
(1903), „Lyrische Dichtung deutscher Juden“ (1920) oder „Jüdische
Volkslieder“ (1935) versuchten Kulturzionisten, eigenständige jüdische
Dichtungstraditionen zu etablieren. Doch auch alternative
kulturpolitische Konzepte wählen die Anthologie als Mittel, wie etwa in
Julius Moses‘ Anthologie „Hebräische Melodien“ (1920), die das Jüdische
über das Thema und nicht die Herkunft bestimmt. Einige jiddischsprachige
Anthologien schlugen einen ähnlichen Weg ein: Sie versuchen, eine
nationale jiddische Dichtung zu etablieren, indem sie auf die von Herder
zurückgeführte Idee von in der Volksdichtung verwurzelten
Nationalliteraturen setzen. Die Anthologie zeigt sich dabei nicht nur
als Publikationsform, sondern auch als literarische Gattung mit einem
dezidierten Bewusstsein über ihre Geschichte. Carmen Reichert zeigt,
dass Anthologien nicht nur als einen zu Unrecht vernachlässigten Teil
unserer Literaturgeschichte anzusehen sind– sondern auch als wichtige
historische Dokumente einer um ihr kollektives Wesen und dessen
Darstellung nach außen ringende Gemeinschaften.
Blick ins Buch |
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Evita Wiecki
Ein Jude spricht Jiddisch Geschichte des säkularen
Jiddisch-Lehrbuchs im Polen des 20. Jahrhunderts Vandenhoeck &
Ruprecht, 2018, 312 Seiten, Gebunden, 978-3-525-57063-0
60,00 EUR
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Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 28 1886 erschien das
erste moderne Lehrbuch der jiddischen Sprache. Der Form nach
traditionell leitete es einen bahnbrechenden Aufstieg des Jiddischen zur
Bildungssprache ein. Zu diesem Zeitpunkt begann man erstmals, die
Muttersprache der überwiegenden Mehrheit der Juden im östlichen Europa
als eine vollwertige Kultursprache wahrzunehmen, und genau in diesem
Prozess spielte die muttersprachliche Bildung eine entscheidende Rolle.
Doch über ihre Geschichte ist bisher wenig bekannt. Evita Wiecki
erläutert anhand von Jiddisch-Lehrbüchern, welche Formen die aufblühende
jiddische Bildung annahm, welche Funktion ihr zugeschrieben wurde und
mit welchen Schwierigkeiten ihre Befürworter zu kämpfen hatten. Deutlich
wird dabei auch, wie herausfordernd es für sprachliche Minderheiten ist,
ohne staatliche und institutionalisierte Unterstützung das Fortbestehen
von Sprach- und Kulturkenntnissen zu sichern. Die Studie umspannt ein
knappes Jahrhundert (1886–1964), das sich durch signifikante Wendepunkte
der jüdischen Geschichte bis hin zum absoluten Bruch durch den Holocaust
auszeichnet. Dabei blieb die jiddische Sprache für die Menschen ein
maßgeblicher Identifikationsfaktor – trotz grundverschiedener
Bedingungen in Politik und Gesellschaft gab es zwischen den jeweiligen
Phasen ungeahnte Kontinuitäten. So steckt in der Geschichte des
Jiddisch-Lehrbuchs eine Kulturgeschichte des Jiddischen in Polen.
Leseprobe |
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Klaus Hödl Zwischen Wienerlied und
Der Kleine Kohn Juden in der Wiener populären Kultur um
1900 Vandenhoeck & Ruprecht, 2017, 224 Seiten, Gebunden,
978-3-525-57052-4 79,00 EUR
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Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 27 Die Untersuchung des Engagements von Juden in der Wiener
Populärkultur um 1900 ist ein in der Forschung bisher vernachlässigtes
Vorhaben. Daher widmet sich Klaus Hödl eingehend ausgewählten Aspekten
jüdischer Beiträge in der Unterhaltungskultur um 1900 und legt seinen
Schwerpunkt auf jüdische Volkssänger und Varietés.Die zentrale Aussage
des Manuskriptes ist, dass die sogenannte Populärkultur in Wien um 1900
von Juden und Nichtjuden gemeinsam gestaltet wurde. An einer Reihe
konkreter Beispiele wird aufgezeigt, dass die Kooperationen zwischen
ihnen mannigfaltig und ihre Beziehungen auch auf privatem Gebiet sehr
eng waren. Trotzdem gab es aber auch Antisemitismus. Allerdings scheint
er weniger ausgeprägt und radikal als in anderen gesellschaftlichen
Bereichen gewesen zu sein. Jüdische Volkssänger reagierten auf ihn,
indem sie einerseits die Grundlage für eine ethnische und kulturelle
Zugehörigkeit im performativen Engagement anstatt in Herkunft und
Abstammung sahen. Andererseits schrieben sie jüdische Existenz in die
Vergangenheit ein. Sie bemühten sich mit anderen Worten um das
gegenwärtig sehr populäre Konzept der shared oder entangled history.
Inhaltsverzeichnis
und Leseprobe Dr. Klaus Hödl ist Historiker am Centrum für Jüdische Studien an
der Universität Graz. |
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Isaac Kalimi
Der Kampf um die Bibel
Vandenhoeck & Ruprecht,
2020, 309 Seiten, Gebunden, 978-3-525-57340-2 60,00 EUR
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Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 26 Jüdische
Interpretation, Sektarianismus und Polemik vom Tempel zum Talmud und
darüber hinaus Der Kampf um die Bibel zeigt die Wurzeln des
interpretativen Konflikts auf um die Hebräische
Bibel/ das Alte Testament, die gemeinsamer wichtiger heiliger Texte
aller Abrahamitischen Religionen ist. Insbesondere werden die aus den
Kämpfen resultierenden Kontroversen in der jüdischen Literatur
wiedergegeben. Im Fokus stehen vor allem jüdische Quellen aus der späten
Zweiten Tempelzeit über das Hohe Mittelalter und dem Beginn der Frühen
Neuzeit. Ferner wird gezeigt, wie das Studium der Heiligen Schriften
nach der Zerstörung des Zweiten Tempels zur Grundlage des jüdischen
Lebens in seiner konfliktreichen Geschichte geworden ist.
Blick ins Buch |
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Band 25: Felix Papenhagen Wem
gehört der Schrank mit den heiligen Büchern? Jüdische
Religion im Kontext israelischer Popularmusik Vandenhoeck & Ruprecht,
2016, 336 Seiten, mit zwei Grafiken, Gebunden, 978-3-525-57047-0
99,00 EUR
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Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 25
Das Thema Religion ist neuerdings im Mainstream israelischer
Musik angekommen, obwohl es zuvor belächelt wurde. Felix Papenhagen
analysiert grundsätzlich das Verhältnis von jüdischer Religiosität und
israelischer Popularmusik.Er versteht die Popularmusik als Seismograph
für gesellschaftliche Veränderungen und geht davon aus, dass sich die
jüngere Geschichte Israels auch vorwiegend in dessen Musikkultur
widerspiegelt. Um dies zu zeigen, führte und analysierte Papenhagen
Interviews mit bekannten israelischen Popmusikern sowie deren
Liedtexte mit dem Ziel, Erkenntnisse über ihr Verständnis von religiösen
Motiven zu gewinnen. Dabei lässt er den Einfluss und die Bedeutung von
Musik und Religion für die Musiker selbst in seiner Analyse nicht außer
Acht und geht explizit auf die Ambivalenz von säkularem und religiösem
Selbstverständnis unterschiedlicher Musikerpersonen ein, welches die
Biografie jedes einzelnen mitgeprägt hat.
Inhaltsverzeichnis
und Leseprobe |
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Band 24: Torsten Lattki Benzion Kellermann
Prophetisches Judentum und Vernunftreligion Vandenhoeck &
Ruprecht, 2015, 460 Seiten, Gebunden, 978-3-525-57040-1
110,00 EUR
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Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 24 Der heutzutage weitgehend vergessene Religionsphilosoph und Rabbiner
Benzion Kellermann (1869–1923) war eine wichtige Persönlichkeit des
Berliner liberalen Judentums vor der Schoa. Als selbstständiger Schüler
Hermann Cohens forderte er, von Kant und dem Marburger Neukantianismus
ausgehend, die Herausbildung einer universalen Menschheitsreligion der
Vernunft. Das liberale Judentum sah er bis dato als einzige Religion,
die sich schrittweise diesem Ideal annähern würde. Deshalb blieb er
immer ein überzeugter und dem Christentum gegenüber selbstbewusster
Jude, wie es sich in einer intensiven Debatte mit Ernst Troeltsch
während des Ersten Weltkriegs zeigte. Kellermanns Biografie entkräftet
die pauschalen Anklagen, dass liberaljüdische Selbstverständnisse immer
eine Selbstverleugnung oder Aufgabe jüdischer Identität gewesen seien,
und zeigt stattdessen die Vielfalt möglicher Identitätskonstruktionen
innerhalb des deutschen Judentums auf. Er verband die jüdische Religion
mit der Kantischen Philosophie durch die biblischen Propheten, denn
diese würden mit ihrem „ethischen Monotheismus“ eine inhaltliche
Kongruenz zum Denken Kants aufweisen. Die vorliegende erste
Werkbiografie Kellermanns leistet einen wichtigen Beitrag für die
Erforschung der jüdischen Geistesgeschichte von den 1870er Jahren bis in
die Anfänge der Weimarer Zeit, der für die Jüdischen Studien, die
christliche Theologie, die Philosophie und die Geschichts- und
Kulturwissenschaften bedeutsam ist.
Inhaltsverzeichnis
und Leseprobe Torsten Lattki ist
Projektkoordinator und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Jüdischen
Kulturmuseum Augsburg-Schwaben. |
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Noam Zadoff Von Berlin nach Jerusalem und
zurück Gershom Scholem zwischen Israel und Deutschland. Vandenhoeck & Ruprecht
2020, 448
Seiten, Gebunden 978-3-525-57035-7 60,00 EUR
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Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 23 An einem Herbstmorgen 1923 lief ein kleines Schiff in den Hafen von
Jaffa, Palästina, ein. Unter den wenigen Reisenden an Bord befand sich
ein junger Jude aus Deutschland, der in der Jüdischen Wissenschaft des
20. Jahrhunderts Grundlegendes leisten und mit der Kabbalaforschung ein
neues Forschungsfeld begründen sollte. Gershom Gerhard Scholem verließ
Deutschland, um seinen zionistischen Traum im Land Israel zu erfüllen.
In seiner 1977 erschienenen Autobiographie beschreibt er seine
Emigration „von Berlin nach Jerusalem“ als eine Einbahnbewegung. Und
doch blieb Scholem auch nach seine Auswanderung mit der jüdischen
intellektuellen Welt in Deutschland in Kontakt: In den 1920er und 1930er
Jahren veröffentlichte er zahlreiche Aufsätze in deutschen Zeitungen und
Zeitschriften und arbeitete mit deutsch-jüdischen Verlagen zusammen.
Auch in Palästina beteiligte er sich an verschiedenen Netzwerken von
deutschsprachigen Migranten, wie etwa der Vereinigung Brith Schalom oder
dem Pilegesh Kreis. Nach dem Holocaust reiste Scholem häufig in den
deutschsprachigen Raum und kehrte über den Umweg der Schweiz allmählich
in sein Geburtsland zurück: als zentrale Figur der Eranos-Tagungen im
schweizerischen Ascona, als Herausgeber und Autor des Suhrkamp Verlags
und nicht zuletzt als Fellow des neugegründeten Wissenschaftskollegs zu
Berlin. In den letzten Jahren seines Lebens wurde Gershom Scholem in
Deutschland nicht nur als akademische, sondern auch als moralische
Autorität betrachtet. Gleichzeitig bot Berlin ihm, nach der Ernüchterung
seines zionistischen Traums, eine Alternative für Israel. Dieses Buch
erzählt und analysiert das Leben Gershom Scholem als eine Reise von
Berlin nach Jerusalem – und zurück. Noam Zadoff ist
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der
Ludwig-Maximilians-Universität München im Fach Israel-Studien. |
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Christian Kraft Aschkenas in Jerusalem
Die religiösen Institutionen der Einwanderer aus
Deutschland im Jerusalemer Stadtviertel Rechavia (1933–2004) – Transfer
und Transformation Vandenhoeck & Ruprecht, 2014, 346 Seiten,
Gebunden, 978-3-525-57034-0 69,00 EUR
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Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 22 Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der deutsch-jüdischen
Emigration nach Palästina. Anhand von Synagogengemeinden und
Bildungseinrichtungen, die von Einwanderern verschiedener religiöser
Gruppierungen aufgebaut wurden, sollen Strategien aufgezeigt werden, mit
deren Hilfe versucht wurde, das Erbe der deutsch-jüdischen religiösen
Tradition im Gebet, im Bildungswesen und in der Gemeindepolitik zu
bewahren und in der neuen Umgebung zu neuer Blüte zu bringen. Durch
die Verstrickung in vielfältige religions- oder bildungspolitische
Kontroversen, die zu einem großen Teil ebenfalls bereits aus Deutschland
„importiert“ worden waren, zeigten sich sehr schnell die Grenzen eines
Kulturtransfers von Aschkenas (Deutschland) nach Jerusalem. Die
komplizierte religiöse Landschaft Jerusalems trug das Ihre dazu bei, den
Aufbau der deutschen Synagogen, einer Schule und einer Jeschiva zu
erschweren. Schwierig gestaltete sich auch die Weitergabe der
aschkenasischen Tradition auf die nachfolgenden Generationen. Hier ist
im Wesentlichen der Grund für den Niedergang der deutschen
Synagogengemeinden zu suchen. Die Bildungsinstitutionen der deutschen
Einwanderer konnten dagegen erfolgreich ihren Platz behaupten. Die
Gründe, die zu diesem Erfolg führten, sollen untersucht werden. Sie
sollen helfen bei der Beantwortung der Frage, ob und in welcher Form das
religiöse Erbe von Aschkenas in Jerusalem heute noch lebendig ist.
Inhaltsverzeichnis
und Leseprobe
Dr. Christian Kraft ist seit 2008 pädagogischer Mitarbeiter im
Max-Mannheimer-Studienzentrum Dachau, seit 2007 arbeitet er als Referent
für das Museumspädagogische Zentrum München und seit 2009 für die
KZ-Gedenkstätte Dachau. |
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Andrea Sinn Jüdische Politik und Presse in
der frühen Bundesrepublik
Vandenhoeck & Ruprecht, 2014,
400 Seiten, Gebunden, 978-3-525-57031-9 65,00 EUR
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Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 21 Eine zentrale Bedeutung für die Formierung des Judentums in
Westdeutschland nach 1945 nahmen ursprünglich aus Osteuropa stammende
Juden ein. Die Geschichte der Anfänge, der Gründung und der
Institutionalisierung dieser osteuropäisch geprägten jüdischen
Gemeinschaft sowie deren Repräsentanz in der Bunderepublik beleuchtet
Andrea Sinn für den Zeitraum von 1945 bis zum Ende der 1960er Jahre.
Eingehend weist sie dabei die innere Heterogenität des deutschen
Judentums auf: die Diskrepanz zwischen deutsch-jüdischen Repräsentanten
der jüdischen Gemeinschaft und osteuropäischen Repräsentierten.
Ausgehend von der These, dass der Aufbau des jüdisch-institutionellen
Lebens maßgeblich von den deutsch-jüdischen Remigranten Karl Marx und
Hendrik G. van Dam bestimmt wurde, widmet sich Sinn neben der
institutionsgeschichtlich-politischen Analyse hauptsächlich den
Biographien derselben. Damit reagiert sie zum einen auf das
Forschungsdefizit hinsichtlich der Kombination biographischer und
institutioneller Komponenten und verschafft sich so eine exponierte
Stellung innerhalb der Forschungsliteratur; zum anderen zeichnet sie
damit ein individuelles, aus der Perspektive Marxens und van Dams
erzähltes Bild jüdischen Lebens und wehrt so einer einseitigen
Fokussierung abstrakt-politischer Aspekte. Darüber hinaus zeichnet sich
ihre Untersuchung durch eine epochenübergreifende Darstellung der
Kernthematik aus: Das historische Faktum der problematischen Koexistenz
osteuropäischer und deutscher Juden wiederholte sich in den 1990er
Jahren mit der Einwanderung zahlreicher Juden aus den ehemaligen
GUS-Staaten.
Inhaltsverzeichnis und Leseprobe |
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Anna Lena Menny
Spanien und Sepharad
Vandenhoeck & Ruprecht, 2013, 496 Seiten, Gebunden,
978-3-525-57030-2
120,00 EUR |
Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 20 Über den offiziellen Umgang mit dem
Judentum im Franquismus und in der Demokratie
Die Erinnerung an das historische Sepharad und vor allem an die
trikulturelle convivencia auf der mittelalterlichen Iberischen Halbinsel
stehen derzeit in Spanien hoch im Kurs, verweisen sie doch scheinbar auf
eine jahrhundertelange Tradition der Toleranz und Demokratie.
Anna Lena Menny beleuchtet verschiedene Facetten der staatlichen Haltung
gegenüber der jüdischen Minderheit und dem jüdischen Erbe. Sie fragt
nach Kontinuitäten und Brüchen innerhalb des Untersuchungszeitraumes vom
Franquismus bis in die Demokratie und arbeitet die enge Verschränkung
von Erinnerungs-, Religions- und Außenpolitik heraus. Dabei ist eine
zentrale These, dass der Tod des spanischen Diktators Franco im Jahr
1975 für die spanisch-jüdische Geschichte keine einschneidende Zäsur
bedeutete.
Inhaltsverzeichnis und Leseprobe |
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Tobias Grill
Der Westen im Osten
Vandenhoeck & Ruprecht, 2013, 389 Seiten, Gebunden,
978-3-525-57029-6
120,00 EUR
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Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 19 Deutsches Judentum und jüdische
Bildungsreform in Osteuropa (1783-1939)
Die historische Forschung beschäftigt sich schon seit geraumer Zeit mit
den vielfältigen Aspekten der Emigration osteuropäischer Juden nach
Westeuropa – insbesondere nach Deutschland – am Ende des 19. und zu
Beginn des 20. Jahrhunderts. Demgegenüber fand die Niederlassung oder
der längere Aufenthalt deutscher Juden in Osteuropa in der
Historiographie bislang kaum Beachtung. Dies verwundert zunächst nicht,
da es sich bei den deutschen Juden, die den Weg in den Osten Europas
fanden, nur um eine sehr kleine Gruppe handelte. Doch dieser beschränkte
Personenkreis bestand aus Persönlichkeiten, die in der Geschichte des
osteuropäischen Judentums eine erhebliche Bedeutung erlangten.
Tobias Grill fokussiert in seiner Arbeit auf zwei Berufsgruppen
deutscher Juden, die in etwa zwischen 1839 und 1939 in Osteuropa gewirkt
haben: Zum einen deutsche Rabbiner, zum anderen deutsch-jüdische
Pädagogen. Dabei wird der Frage nachgegangen, inwiefern die beiden
erwähnten Gruppen als kulturelle Mittler bei der Reform des
traditionellen jüdischen Bildungswesens – eines Kernbereichs der
jüdischen Aufklärungsbewegung (Haskala) – auftraten, also in gewisser
Weise versuchten, bestimmte Aspekte des Bildungswesens aus ihrer
Herkunftskultur in das osteuropäische Judentum zu transferieren, und wie
Rezeption und Übernahme solcher Elemente durch die osteuropäischen Juden
funktionierten. Fragestellung und methodischer Zugang dieser Arbeit sind
demnach in der Kulturtransferforschung verortet.
Inhaltsverzeichnis
und Leseprobe |
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Julia Haarmann
Hüter der Tradition
Vandenhoeck & Ruprecht, 2012, 330 Seiten, Gebunden,
978-3-525-57023-4
90,00 EUR
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Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 18 Erinnerung und Identität im
Selbstzeugnis des Pinchas
Katzenellenbogen (1691-1767)
Der Wert von Selbstzeugnissen zur Erschließung vergangener Lebenswelten
und Wahrnehmungsweisen bietet für die jüdische Geschichte des 18.
Jahrhunderts wertvolle Zugänge, solche Quellen sind jedoch nur in
geringer Zahl überliefert. Julia Haarmann legt erstmals die Untersuchung
eines besonders umfangreichen und lebendigen Textes vor, des in
hebräischer Sprache verfassten Selbstzeugnisses Yesh Manchilin von
Pinchas Katzenellenbogen (1691–1767). Katzenellenbogen lebte und wirkte
als Rabbiner in verschiedenen Gemeinden Frankens und Mährens. Die
Autorin bietet eine instruktive und facettenreiche Darstellung jüdischer
Lebenswelt des 18. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt steht dabei der Auswahl-
und Konservierungsprozess von Geschichte(n), die aus der Sicht von
Katzenellenbogen zentrale Bedeutung für seine Nachkommen haben. In ihrer
Darstellung zeigt Julia Haarmann auf, wie die Verschriftlichung dieser
Geschichte(n) als Mechanismus zur Bewahrung von Identitätsstiftendem für
die nachfolgenden Generationen funktioniert. Pinchas Katzenellenbogen –
so Haarmanns These – fungiert als »Wächter« seiner jeweiligen
Traditionen, Erinnerungen und Werte, die er für die Zukunft bewahrt
wissen will. Die Gefahren des Abbruchs von Traditionen, Erinnerungen und
Werten, gehen dabei weniger von der nichtjüdischen Umwelt aus, sondern
sind vielmehr noch in innerjüdischen Diskursen jener Zeit verortet.
Inhaltsverzeichnis
und Leseprobe
Dr. phil. Julia Haarmann ist Mitarbeiterin am
Institut für Jüdische Studien der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
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Ivonne Meybohm
David Wolffsohn. Aufsteiger, Grenzgänger, Mediator
Vandenhoeck & Ruprecht, 2012, 410 Seiten, Gebunden,
978-3-525-57028-9
120,00 EUR
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Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 17 Eine biografische Annäherung an die
Geschichte der frühen Zionistischen Organisation (1897-1914)
Ivonne Meybohm zeigt am Beispiel David Wolffsohns (1850er Jahre – 1914),
dem engsten Mitarbeiter Theodor Herzls die Entstehung der Zionistischen
Organisation. In der Zeit David Wolffsohns wurde aus einem intern immer
wieder zerstrittenen, finanziell und politisch zunächst einflusslosen,
lockeren internationalen Zusammenschluss die Zionistische Organisation,
die historisch wirkmächtig agieren konnte. Es handelt sich nicht um eine
klassische Biografie, sondern um eine ineinandergreifende Personen- und
Institutionengeschichte, für die Meybohm hier den Begriff »integrierte
Biografie« geprägt hat. Durch Kombination der methodischen Ansätze der
neuen Kultur-, Sozial-, Politik- und Wirtschaftsgeschichte erfasst die
Autorin sowohl die Person David Wolffsohns wie auch die Institution der
Zionistischen Organisation in allen ihren Verflechtungen. Diese
multiperspektivische Analyse bezieht auch das Netzwerk an Mitarbeitern,
Unterstützern und Konkurrenten ein und stellt die Organisation in einen
vergleichenden Kontext mit anderen zeitgenössischen National- und
Emanzipationsbewegungen, wie der Sozialdemokratie oder der
internationalen Frauenbewegung. Neben der »Außen«- und »Innenpolitik«
analysiert Meybohm besonders auch die zionistische »Wirtschaftspolitik«,
die ebenso wie die Persönlichkeit und das Lebenswerk David Wolffsohns
selbst so gut wie unerforscht ist.
Die Ergebnisse dieser integrierten Biografie stellen der meist
teleologisch gedeuteten bisherigen Historiografie zur frühen Geschichte
des Zionismus, die aus der erfolgten Staatsgründung Israels 1948
rückblickend eine lineare Erfolgsgeschichte zu konstruieren versucht,
eine differenziertere Deutung
Inhaltsverzeichnis
und Leseprobe |
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Band 16 |
Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 16 noch nicht angekündigt |
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Eberhard Wolff
Medizin und Ärzte im deutschen Judentum der Reformära
Die Architektur einer modernen jüdischen Identität
Vandenhoeck & Ruprecht, 2011, 300 Seiten, Gebunden,
978-3-525-56943-6
55,00 EUR |
Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 15 Ärzte und Medizin waren Brennpunkte des
grundlegenden kulturellen Wandels, den die Juden in Deutschland in der
Zeit der Haskala (der jüdischen Aufklärung) und der sich anschließenden
Reformära bis ca. 1850 durchmachten. Eberhard Wolff arbeitet anhand von
Detailstudien heraus, dass ein modernes, variables Verständnis vom
Jüdischsein und eine differenziert konstruierte jüdische Identität in
dieser Zeit gerade unter jüdischen Ärzten entwickelt und gerade anhand
medizinisch relevanter Themen diskutiert wurden. An lokalen Beispielen
wie Berlin, Hamburg, Göttingen und Dresden werden Themen wie der
Reformeifer und das säkularisierte Berufsverständnis jüdischer Ärzte
untersucht sowie Reformdebatten um die »frühe Beerdigung«, die jüdische
Beschneidung oder die Krankenbesuchsgesellschaften einer Analyse
unterzogen.
Das entwickelte moderne jüdische Selbstverständnis hatte eine komplexe
»Architektur«, die weit über simple »Assimilation« oder ein einfaches
Modell hybrider Verschmelzung mit bürgerlichen Werten hinausging. So
unterschieden jüdische Ärzte mit einem professionellen Habitus gezielt
zwischen ihrer ärztlichen und ihrer jüdischer Identität. In
Reformdebatten etablierten sie sich als weltliche Experten des Jüdischen
und entwickelten ein kulturelleres Verständnis des Jüdischseins mit
neuen Leitwerten und Legitimationen, das kompatibel war mit den
Anforderungen der Moderne, ohne mit den jüdischen Traditionen generell
zu brechen. Ihr jüdisches Selbstverständnis mit sektoriellen und
situativen Differenzierungen sowie bewussten Asymmetrien war der Versuch
einer Stabilisierung jüdischer Identität im historischen Wandel. Es war
eine eigenständige kulturelle Leistung aufgrund eines originären
Modernisierungswillens und nicht nur, um Anerkennung in der christlichen
Mehrheitsgesellschaft zu finden.
Inhaltsverzeichnis
und Leseprobe |
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Vom Deutschen ins Hebräische
Übersetzungen aus dem Deutschen im jüdischen Palästina 1882-1948.
Übersetzt von Liliane Meilinger
Vandenhoeck & Ruprecht, 2011, 250 Seiten, Gebunden,
978-3-525-56938-2
65,00 EUR |
Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 14 Der aus dem deutschen Kulturraum
ausgehende Einfluss auf den Jischuw – die jüdische Gemeinschaft in
Palästina von der ersten organisierten Einwanderung 1882 bis zur
Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 – war mannigfaltig. Na`ama
Sheffi beschäftigt sich mit einer seiner herausragenden Erscheinungen:
der Übersetzung deutschsprachiger Werke ins Hebräische und deren
Rezeption sowie der unmittelbaren Wirkung deutscher Vorbilder auf die
Schaffung eines modernhebräischen Literaturkorpus.
Den Anfang bildeten bereits im späten 18. Jahrhundert in Europa die
Übertragung von Werken, die dem Geist der jüdischen Aufklärung
verpflichtet waren. Auch noch vor der Genese des Zionismus als
nationalem Projekt intensivierte sich die Übersetzungstätigkeit
ungeachtet des kleinen Leser- und Verlegerkreises sowie zahlreicher
technischer Hindernisse. Fast 800 Werke der verschiedensten Genres –
Romane, Dramen, Sachbücher, Kinder- und Jugendliteratur – wurden während
des untersuchten Zeitraums aus dem Deutschen ins Hebräische übertragen.
Hinzu kommen noch mehrere hundert in Zeitschriften erschienene Gedichte,
Prosastücke und Essays. Wesentliche Befunde sind dabei die dominierende
Rolle der aus dem Osten Europas stammenden Übersetzer sowie der
sprunghafte Anstieg der Übertragungen in den Jahren des
Nationalsozialismus und sodann in den drei letzten Jahren vor der
Staatsgründung. Die Auswahl der Texte war weitgehend von nationalen
Ideologien bestimmt: Anfangs dienten die Übertragungen weltanschaulich
der Haskala, danach der Erneuerung der jüdischen Nation und der
hebräischen Sprache und schließlich der Bewahrung der im
Nationalsozialismus verfemten Literatur vor allem jüdischer Autoren.
Inhaltsverzeichnis
und Leseprobe |
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Stefan Siebers
Der Irak in Israel
Vom zionistischen Staat zur transkulturellen Gesellschaft
Vandenhoeck & Ruprecht, 2010, 128 Seiten, kartoniert,
978-3-525-56937-5
55,00 EUR |
Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 13 Anhand der Bücher von Sami Michael und
Eli Amir untersucht Stefan Siebers, inwieweit das westlich-zionistische
Konzept von der jüdischen Nation mit klar definierten Grenzen
aufgegangen ist. Ist der »Judenstaat« der uneinnehmbare Leuchtturm des
Okzidents im Nahen Osten?
Der Autor lädt dazu ein, die Erzählungen und Romane der hebräischen
Schriftsteller neu zu lesen. Mit zahlreichen Beispielen belegt er, dass
bald nach der Gründung Israels 1948 ein tiefgreifender Prozess der
Transkulturation einsetzte, der sich in der modernhebräischen Literatur
nicht nur niederschlägt, sondern von dieser auch befördert wird. Über
alle Grenzen hinweg ist Israel mit dem Orient längst verwoben.
Aus den Randzonen zwischen Tag und Traum, zwischen Kulturland und Ödnis
ist fast unmerklich der Orientale ins Bewusstsein der israelischen Leser
getreten. Zunächst war er noch der unheimliche Fremde, begehrenswert und
erschreckend zugleich. Doch inzwischen erhebt er seine Stimme
gleichberechtigt und selbstbewusst in der polyphonen Kultur des Landes.
Israel ist dabei, sich aus der Isolation zu befreien. Zu Brückenbauern
wurden die jüdischen Autoren, die selbst aus dem Orient stammen. Stefan
Siebers lenkt unser Augenmerk auf die Romanciers und Erzähler aus dem
Irak, deren Werke von Zerrissenheit und dem Willen zum Neuanfang zeugen.
Mit ihnen vollzieht er den Weg Israels zu einer modernen, zum steten
Wandel bereiten und somit im wahrsten Sinne »transkulturellen«Gesellschaft
nach.
Inhaltsverzeichnis
und Leseprobe
Stefan Siebers ist Lektor für hebräische Sprache und Literatur am
Institut für Jüdische Studien der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. |
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Thekla Keuck
Hofjuden und Kulturbürger
Der Geschichte der Familie Itzig in Berlin
Vandenhoeck & Ruprecht, 2011, 580 Seiten, Gebunden,
978-3-525-56974-0
140,00 EUR |
Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 12 Eine jüdische Familie zwischen
Staat und Gesellschaft.
Die Itzigs waren eine der großen jüdischen Familien im Preußen des
späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Ihre fünf Generationen
umfassende Geschichte umschließt drei große Themenkomplexe: die
rechtliche Emanzipation der Juden, ihren sozio-ökonomischen und
kulturellen Verbürgerlichungsprozess sowie die damit einhergehende
Transformation traditioneller jüdischer Denk- und Verhaltensweisen.
Auf der Grundlage zahlreicher Quellen und eingebettet in den
allgemeinen Forschungskontext der Geschichte des Bürgertums sowie
der Bildungs- und Kulturgeschichte untersucht Thekla Keuck am
Beispiel der Familie Itzig einen der transkulturellen Prozesse, der
die mitteleuropäischen Juden unter dem Einfluss der Aufklärung aus
der Abgeschlossenheit des traditionellen Judentums in den Raum der
modernen europäischen Gesellschaft führte. Im Mittelpunkt steht
dabei die Frage, wie sich für die Itzigs auf Grund ihrer Teilhabe an
der bürgerlichen Gesellschaft der Stellenwert von Familie, Religion
und Kultur wandelte. Obwohl der Familie eine mitgestaltende Rolle
bei der Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft innerhalb wie
außerhalb der jüdischen Gemeinschaft zukam, gelang ihren Mitgliedern
nicht die angestrebte Integration in die bürgerliche Gesellschaft.
Als Juden blieb ihnen die Teilnahme verwehrt. Um ihre bürgerliche
Position nicht zu gefährden, entschied sich die Mehrzahl der Itzigs
daher für die Konversion. Trotzdem bezeichnet Thekla Keuck die
Itzigs explizit als jüdische Familie. Mit dieser Lesart trägt sie
dazu bei, die Vielschichtigkeit deutsch-jüdischer Geschichte mit
ihren Zwiespältigkeiten und Widersprüchen aufzuzeigen. |
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Rebekka Voß
Umstrittene Erlöser
Politik, Ideologie und jüdisch-christlicher Messianismus in
Deutschland
Vandenhoeck & Ruprecht, 2011, 350 Seiten, Gebunden,
978-3-525-56900-9
89,00 EUR |
Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 11 Apokalyptisches Denken und messianischer
Aktivismus blühten im 16. Jahrhundert unter Juden und Christen in Europa
in auffälliger Parallelität. Während das Geburtsland der Reformation als
Zentrum der endzeitlichen Spekulation unter Protestanten gilt, hat die
Geschichte des jüdischen Messianismus im deutschen Sprachraum weit
weniger Aufmerksamkeit gefunden. Mit diesem Buch liegt nun erstmals eine
umfassende Untersuchung der jüdischen Messiaserwartung im Deutschland
des 16. Jahrhunderts vor. Jüdischer Messianismus wird in seinen
kulturellen, sozialen und religionsgeschichtlichen Kontext innerhalb der
christlichen Umgebungsgesellschaft gesetzt. Im Mittelpunkt steht die
Beziehung der jüdischen Erlösungshoffnung zur zeitgenössischen
christlichen Apokalyptik. Mit ihrer Darstellung belegt Rebekka Voß die
Vitalität jüdischer messianischer Sehnsucht im vormodernen Aschkenas und
zeigt vor allem die enge Verflechtung von jüdischer und christlicher
Apokalyptik. Durch die integrative Betrachtung beider
Religionsgemeinschaften demonstriert die Autorin, wie Juden und Christen
ihre messianischen Ansprüche, apokalyptischen Ideen und Bewegungen
gegenseitig wahrnahmen, darauf reagierten und wechselseitig
beeinflussten. Hebräische Chroniken und deutsche Flugblätter, private
Briefe und ethische Erbauungsliteratur, Polemiken und
Gerichtsprotokolle, lateinische Bibelkommentare und jiddische
Volkslegenden, bildliche Darstellungen und Realia bieten Einblick in ein
komplexes jüdisch-christliches Beziehungsgeflecht messianischer
Ideologie und Politik. Der apokalyptische Diskurs ist bemerkenswert für
seine Spannung zwischen der Ablehnung der eschatologischen Position des
anderen und der gegenseitigen Verstärkung apokalyptischer Hoffnungen und
Ängste.
Leseprobe
Dr. phil. Rebekka Voß ist Harry Starr Fellow am ]udaica Center for
]ewish Studies an der Harvard University. |
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Sylvie Anne Goldberg
Zeit und Zeitlichkeit im Judentum
Vandenhoeck & Ruprecht, 2009, 634 Seiten, Gebunden,
978-3-525-54000-8
150,00 EUR |
Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 10 Zeitlichkeit, das Sein in der Zeit, ist bestimmt durch das Wissen um
die Vergangenheit, das Bewusstsein der Gegenwart und die Erwartung der
Zukunft. Sylvie Anne Goldberg fragt nach der Entwicklung jüdischer
Zeitlichkeit in der biblischen Epoche, in Jerusalem und Babylon, bis zur
Zerstörung der Tempels im Jahr 70 unserer Zeitrechnung. Die Autorin
lenkt den Blick auch auf das Judentum in der Zerstreuung: An der
Kalenderfrage zeigt sich das Ringen der jüdischen Akademien in Palästina
und in Bagdad um Prädominanz. Das Ringen um die Gültigkeit des
schriftlichen, in der Tora überlieferten Gesetzes und der mündlichen
Tradition schlägt sich in Fragen nach der Bedeutung der Vergangenheit
und nach der Möglichkeit von Veränderung in der Gegenwart und von Gesetz
und Auslegung nieder. Dies tritt in dem Disput des rabbinischen
Judentums mit den Karäern zutage. An dem ersten großen jüdischen
Theologen, dem in Bagdad lehrenden, aus Ägypten stammenden und in
Palästina ausgebildeten Gaon Sa’adia, im 10. Jahrhundert, wird die
Bedeutung des Rabbinats veranschaulicht. Das Literaturverzeichnis
bietet eine nützliche Sammlung von u.a. rabbinischen Texten aus vielen
Jahrhunderten. |
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Lewinsky, Tamar
Displaced Poets
Jüdische Schriftsteller im Nachkriegsdeutschland, 1945 -
1951
Vandenhoeck & Ruprecht, 2008, 288 Seiten, Gebunden,
978-3-525-56997-9
85,00 EUR
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Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 9 In der unmittelbaren
Nachkriegszeit wurde die amerikanische Besetzungszone
Deutschlands für zehntausende osteuropäische Juden zur
ungeliebten Heimat auf Zeit. Ihnen allen war das
Jiddische gemein. In den so genannten Displaced
Persons-Camps, aber auch in deutschen Städten und
Dörfern, bauten sie ein dichtes Netz gesellschaftlicher,
politischer und kultureller Einrichtungen auf. Während
weniger Jahre blühte hier eine fragile, einzigartige
Kultur. Auf der Grundlage bisher weitgehend unbekannter
Quellen beschreibt Tamar Lewinsky Kultur und Literatur
dieser komplexen Gesellschaft.
Dr. phil. Tamar Lewinsky ist Dozentin für Jiddische
Sprache und Literatur in der Abteilung für Jüdische
Geschichte und Kultur der Universität München. |
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Rösch, Barbara
Der Judenweg
Ein ergänzender Beitrag zur Geschichte und
Kulturgeschichte des ländlichen unterfränkischen
Judentums aus Sicht der Flurnamenforschung
Vandenhoeck & Ruprecht, 2009, 496 Seiten, Gebunden,
978-3-525-56998-6
89,00 EUR
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Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 8 Die Judenwege sind
Sprachdenkmäler. Sie gehören zu den vergessenen
Kapiteln deutschjüdischer Geschichte. Sie erweisen
sich als Produkte der gesellschaftspolitischen,
wirtschaftlichen und sozialen Ausgrenzung. Ihre Existenz
und Deutung ist ein Gradmesser für die Qualität der
Beziehungen zwischen jüdischer und christlicher
Landbevölkerung in den vergangenen fünf Jahrhunderten.
Der Begriff »Judenweg» wurde von der Forschung bislang
übersehen. Barbara Rösch bringt ihn und seine
sinnverwandten Formen, nämlich die Judenpfade,
-gassen, -steige, aber auch die Judenbäume, -brunnen und
-steine buchstäblich zum »Sprechen«.
Dr. theol. Barbara Rösch ist Dozentin am Institut für
Grundschulpädagogik der Universität Potsdam. |
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Dahm, Annkatrin
Der Topos der Juden
Vandenhoeck & Ruprecht, 2007, 420 Seiten, Gebunden,
978-3-525-56996-2
95,00 EUR
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Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 7 Studien zur Geschichte des
Antisemitismus im deutschssprachigen Musikschrifttum.
Nationalsozialistische Musikpolitik
Kann Musikliteratur als Spiegel dienen, um
anti-judaistische Diskriminierungsmuster zu erkunden?
Anhand von zahlreichen Quellen aus dem 18. und 19.
Jahrhundert lässt sich der Entstehungsprozess des Topos
der Juden in der Musik in seiner ganzen geschichtlichen
Bandbreite dokumentieren. Annkatrin Dahm zeichnet die
Verknüpfung außermusikalischer Unterstellungen mit
musikalischen Sachverhalten im Sinne der judenfeindlichen
und antisemitischen Ideologie durch die Jahrhunderte
nach. |
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Triendl-Zadoff, Miriam
Nächstes Jahr in Marienbad
Gegenwelten jüdischer Kulturen der Moderne
Vandenhoeck & Ruprecht, 2007, 248 Seiten, Gebunden,
978-3-525-56995-5,
69,00 EUR
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Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 6 Über einen Zeitraum von mehr als fünfzig Jahren galten die
westböhmischen Kurorte Karlsbad, Marienbad und Franzensbad als
sommerliche Zentren jüdischen Lebens in Europa. Nicht nur das deutsche
und österreichische Bürgertum reiste nach Böhmen, auch chassidische,
bürgerliche und mittellose Juden aus Osteuropa kamen alljährlich zur
Kur. Diese heterogenen jüdischen Kulturen entwickelten in der zeitlichen
und räumlichen Begrenztheit des Aufenthalts und des intimen sozialen
Klimas des Kurorts außergewöhnliche Wahrnehmungs- und
Kommunikationsräume. Auf der Schnittstelle zwischen Kultur-, Literatur-
und Medizingeschichte analysiert Mirjam Triendl-Zadoff Entwicklungen und
Veränderungen dieser temporären »jüdischen Orte« von ihrem Beginn
während des späten 19. Jahrhunderts über den Ersten Weltkrieg bis zu
ihrem Ende in den späten 30er Jahren. Vom idyllischen Paradies des
bürgerlichen Massenkurbades zum Zufluchtsort für jüdische Flüchtlinge,
die während des Ersten Weltkriegs aus den östlichen Teilen der
Habsburgermonarchie nach Böhmen kamen, bis hin zu den ersten Jahren der
tschechoslowakischen Republik, als Karlsbad und Marienbad zu Zentren für
zionistische Veranstaltungen und Kongresse wurden, veränderten die
westböhmischen Kurorte ihre Funktion, nicht aber ihre zentrale Rolle
innerhalb einer »jüdischen« Topographie des Sommers in Mittel- und
Osteuropa. |
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Pyka, Marcus
Jüdische Identität bei Heinrich Graetz
Vandenhoeck & Ruprecht, 2006, 320 Seiten, Gebunden,
3-525-56994-7,
978-3-525-56994-8
75,00 EUR
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Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 5 Der Band beschäftigt sich mit Leben und Werk von Heinrich Graetz
(1817–1891), dem bedeutendsten jüdischen Historiker des 19.
Jahrhunderts. Die spezielle Blickrichtung des Autors ist geprägt von der
Überlegung, dass Identität nichts Selbstverständliches ist, sondern
erworben und beständig neu formuliert werden muss und dazu dient,
Sinnstiftung zu leisten. So untersucht Marcus Pyka die Bedeutung der
jüdischen Identität für Graetz. Auf der Grundlage zahlreicher Quellen
und unter Berücksichtigung des zeitlichen Kontextes beleuchtet Pyka eine
Definition jüdischer Identität in der Moderne, die bis weit ins 20.
Jahrhundert hinein äußerst einflussreich geblieben ist. |
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Yuval, Israel
Zwei Völker in deinem Leib
Vandenhoeck & Ruprecht, 2006, 360 Seiten, Gebunden,
3-525-56993-9 978-3-525-56993-1
60,00 EUR
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Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 4 Gegenseitige Wahrnehmung von Juden
und Christen in Spätantike und Mittelalter.
Die kühne Deutung der jüdisch-christlichen Beziehung
als einer geschwisterlichen hat weltweit Kontroversen
ausgelöst. Zahlreiche Quellen erweisen die polemische
Auseinandersetzung als formativ für die Herausbildung
der beiden Religionen. Yuval untersucht die Entstehung
des Pessach-Festes sowie die Tötung von jüdischen
Kindern durch ihre Eltern bei den Judenverfolgungen 1096
und beobachtet, wie Christen das jüdische Verhalten
wahrnahmen. Er schließt mit dem Milleniumjahr 1240, als
Juden den Anbruch der endzeitichen Erlösung erwarteten.
Diese Schlüsselmomente zeigen, dass der christliche
Einfluss auf das mittelalterliche Judentum weitaus
größer war, als bislang angenommen und dass die
Zurückweisung des Christentums bei der Herausbildung
jüdischer Identität eine zentrale Rolle spielte. |
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Brenner, Michael
Emanzipation durch Muskelkraft
Juden und Sport in Europa
Vandenhoeck & Ruprecht, 2006, 566 Seiten, Gebunden,
3-525-56992-0 978-3-525-56992-4
nicht mehr lieferbar |
Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 3 Die hier vorliegende
Aufsatzsammlung beleuchtet das Verhältnis von Sport und
Judentum in Europa im Kontext der jüdischen
Wissenschaften. Michael Brenner und Gideon Reuveni legen
eine Aufsatzsammlung vor, die die Beziehung zwischen
Judentum und Sport unter Berücksichtigung der besonderen
europäisch-jüdischen Erfahrung zu verorten sucht.
Ausgangspunkt ist die Annahme, dass die Art und Weise wie
eine Gesellschaft sich zu Sport und Körper positioniert,
etwas über ihre Selbstdefinition aussagt. Die Autoren
widmen sich den "jüdischen Muskeln und
Kräften", von Resh Lakish über rabbinische
Responsa aus dem 16. und 17. Jahrhundert bis hin zur
Sportbegeisterung zwischen den beiden Weltkriegen und dem
Ruf der Zionisten, einen neuen Juden zu schaffen. So
schreiben sie, ganz nebenbei, eine äußerst spannende
Sport - und Gesellschaftsgeschichte und beleuchten das
Verhältnis von Sport und Ethik. Beiträger Michael
Brenner, Jacob Borut, John Bunzl, Tony Collins, John
Efron, Sharon Gillerman, Phillip Grammes, Miklós Hadas,
Jack Jacobs, Michael John, Victor Karady, Albert
Lichtblau, Rudolf Oswald, Gideon Reuveni, Daniel Wildmann
und Moshe Zimmermann. |
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Schatz, Andrea
Sprache in der Zerstreuung
Die Säkularisierung des Hebräischen im 18. Jahrhundert
Vandenhoeck & Ruprecht, 2006, 281 Seiten, Gebunden,
3-525-56991-2 978-3-525-56991-7
69,00 EUR
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Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 2 Im Übergang zur Moderne wird die
"Heilige Sprache" zur Sprache der jüdischen
Nation in der Diaspora. Die vorliegende Studie blickt auf
die jüdischen Aufklärer, die nach Möglichkeiten
suchten, die "Heilige Sprache" in eine Sprache
der Gegenwart zu verwandeln - in die Sprache der
jüdischen Nation in der Diaspora. Angesiedelt zwischen
Kultur- und Geschichtswissenschaften entwirft das Buch
ein neues dynamisches Bild der jüdischen Aufklärung des
18. Jahrhunderts. Ihre umstrittenen und heterogenen
Anfänge - vor, mit und nach Moses Mendelssohn - zeigen,
wie sich die jüdische Moderne auf einem Terrain
herauskristallisiert, auf dem Hebräisch, Jiddisch und
Deutsch, jüdische und christliche Traditionen,
säkularisierende und resakralisierende Tendenzen aufs
Engste miteinander verbunden sind.
Inhaltsverzeichnis
und Leseprobe
Dr. theol. Andrea
Schatz ist Fellow am Department für Religion an der
Universität Princeton (USA). |
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Schlör, Joachim
Das Ich der Stadt
Debatten über Judentum und Urbanität, 1822-1938
Vandenhoeck & Ruprecht, 2005, 536 Seiten, Gebunden,
3-525-56990-4 978-3-647-56990-1
nicht mehr lieferbar |
Jüdische Religion,
Geschichte und Kultur (JRGK) Band 1 1938 plant der Berliner Journalist
Moritz Goldstein im Exil die Rettung der Juden Europas.
Weil die Not groß ist und die Errichtung eines Staates
"lange, lange Zeit" erfordert, schlägt er die
Gründung einer "Stadt Israel" vor - ein
utopisches, ein chancenloses Projekt. Um Moritz Goldstein
zu verstehen, analysiert Schlör Debatten über Judentum
und Urbanität. Er untersucht die Geschichte modernen
jüdischen Lebens in der Stadt, namentlich in Berlin,
sowie die Geschichte einer Imagination: der des
jüdischen "Stadtbewohners par excellence".
Nicht nur durch die Thematik, sondern auch durch die
Einführung von Methoden und Fragestellungen der
kulturwissenschaftlichen Stadtforschung bereichert
Schlör das Feld der wissenschaftlichen Jüdischen
Studien.
Dr. rer. soc. Joachim Schlör ist Privatdozent für
Kulturwissenschaft an der Universität Potsdam und hat
sich mit dieser Arbeit 2004 in Potsdam habilitiert. |
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