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Charlotte von Kirschbaum |
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Klaus Huizing Zu dritt. Karl Barth, Nelly, Barth,
Charlotte von Kirschbaum Roman Klöpfer und
Meyer, 2018, 400 Seiten, Hardcover, 978-3-86351-475-4
25,00 EUR
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Karl Barth, der evangelische
Pfarrer und weltberühmte Theologe, lebte mit seiner Geliebten,
seiner Ehefrau und seinen Kindern viele Jahre unter einem Dach.
Man fragt sich: Wie ging das zusammen? »Zu dritt« – oder
warum sind biografische Romane so besonders anziehend? Wohl
deshalb: Sie erzählen vom gelebten Leben – und haben damit per
se einen härteren Grad von Authentizität. Zudem wird an einer
»Lebensgeschichte« eine historische Spanne Zeit miterlebbar.
Karl Barth jedenfalls gehörte zu den großen historischen
Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, brachte es auf die Cover
von »Spiegel« und »New York Times Magazine«. Er gilt als der
Kopf der »Bekennenden Kirche« im Kampf gegen Hitler und die
»Deutschen Christen« – und ist gewissermaßen der evangelische
»Kirchenvater des 20. Jahrhunderts«.
Weniger bekannt ist:
35 Jahre lebte er mit seiner Mitarbeiterin und Geliebten
Charlotte von Kirschbaum
und seiner Ehefrau unter einem Dach. Der Roman konzentriert sich
vor dem Hintergrund der großen Dramen des 20. Jahrhunderts auf
das private Drama. Charlotte von Kirschbaum erkrankt mit Anfang
60 an Demenz und lebt bis zu ihrem Tod in einer
Pflegeeinrichtung. Mit Zustimmung der Ehefrau Nelly, die als
letzte stirbt, ruhen sie zu dritt in einer Grabstätte auf dem
Friedhof in Basel. Leseprobe: »Sogar die Staubkörner
vermieden es, sich zu bewegen, verharrten in der Lichtlanze, die
sich gleich nach der Morgendämmerung durch die Jalousie gebohrt
hatte, tanzten nicht, schwirrten nicht aus, blieben einfach ganz
still in der Luft stehen, schienen ebenfalls hoch konzentriert
zu lauschen, ob vielleicht ein Knarzen zu hören war, das Ächzen
einer Diele. Nein, nichts. Charlotte hatte vor Monaten ganz
nebenbei nach einem Schälchen gefüllt mit Sonnenblumenöl gefragt
und nach einem Backpinsel, sie selbst hatte ihr beides ohne nach
dem Grund zu fragen gegeben, erst jetzt kam ihr der Gedanke,
Charlotte könnte die Scharniere ihrer Schlafzimmertür geölt
haben, damit nächstens auch nicht das leiseste Geräusch nach
draußen drang, wenn sie sich an der Garderobe zu schaffen
machte. Und wahrscheinlich hatte sie mit einem scheinbar
absichtslos abgelegten Buch jene Stelle im Fußboden markiert,
die jede Berührung durch einen hässlichen Laut dokumentierte.« |
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Christiane Tietz Karl Barth Ein
Leben im Widerspruch C. H. Beck, 2018, 538 Seiten, 757 g, Gebunden,
978-3-406-72523-4 29,95 EUR
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«Ein grauenerregendes Schauspiel für alle nicht Schwindelfreien»: So
beschrieb der bedeutendste Theologe des 20. Jahrhunderts seine
Theologie. Christiane Tietz erzählt in dieser ersten deutschsprachigen
Biographie seit Jahrzehnten Karl Barths faszinierendes Leben im
Widerspruch – gegen den theologischen Mainstream, gegen den
Nationalsozialismus und privat, unter einem Dach mit Ehefrau und
Geliebter, im Widerspruch mit sich selbst. Während sich deutsche Dichter
und Denker im Ersten Weltkrieg am Erlebnis von Gemeinschaft und
Transzendenz berauschten, trat der Schweizer Theologe Karl Barth (1886 –
1968) allen Versuchen entgegen, in der Kultur oder den eigenen Gefühlen
Göttliches zu finden. Gerade das machte ihn frei für höchst irdisches
Engagement: Er galt als «roter Pfarrer», war federführend an der
«Theologischen Erklärung von Barmen», dem Gründungsdokument der
Bekennenden Kirche, beteiligt und protestierte gegen die
Wiederbewaffnung der Bundesrepublik. Christiane Tietz geht überzeugend
den Wechselwirkungen zwischen Barths persönlicher und politischer
Biographie und seiner Theologie nach. Zahlreiche neu erschlossene
Dokumente beleuchten weniger bekannte Seiten Barths, etwa seine
langjährige «Notgemeinschaft zu dritt», die er mit seiner Frau und
seiner Mitarbeiterin Charlotte von Kirschbaum führte. Das anschaulich
geschriebene Buch lässt einen der eigensinnigsten Denker des letzten
Jahrhunderts neu entdecken.
Leseprobe |
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Suzanne Selinger
Charlotte von Kirschbaum und Karl Barth Biographie
und Theologie einer ungewöhnlichen Frau. Eine
biographisch-theologiegeschichtliche Studie Theologischer Verlag
Zürich, 2002, 250 Seiten, Paperback, 978-3-290-17242-8
48,00
EUR
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Charlotte von Kirschbaum war nicht nur Karl Barths Sekretärin,
sondern seine engste Mitarbeiterin und Lebensgefährtin während mehr als
dreissig Jahren. Selingers Arbeit ist die erste wissenschaftliche
Studie, die nicht nur die persönlichen, von vielen Spekulationen
umgebenen biographischen Umstände erforscht und dabei ein adäquates,
kritisches und einfühlsames Bild dieser Arbeits- und Lebensbeziehung
zeichnet, sondern Charlotte von Kirschbaum als eine eigenständige
Denkerin und Theologin darstellt. Die Autorin – Feministin, Barthianerin
und ausgebildete Historikerin zugleich – hat die biographischen
Dokumente und von Kirschbaums theologisches Werk studiert, sie hat
bislang unveröffentlichte Quellen benutzt und Zeitgenossinnen und
-genossen befragt. Selinger hat einen geschärften Blick für
Machtverhältnisse, für offene und verdeckte patriarchale Traditionen,
und sie diskutiert ausführlich jene Kritik, die aus feministischen
Kreisen an Barth geübt worden ist. Gleichzeitig jedoch versucht sie dem
theologischen Anliegen von Kirschbaums und Barths gerecht zu werden,
indem sie deren theologische Motive ernstnimmt, sie aber auch in ihren
damaligen Kontext stellt (den des frühen deutschen Feminismus, des
Personalismus und Existenzialismus, insbesondere des Werks von Simone de
Beauvoir). siehe dazu:
Barth
Gesamtausgabe Band 45
Briefwechsel Karl Barth - Charlotte von Kirschbaum,
1925-1935
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Barth
Gesamtausgabe Band 45
Briefwechsel Karl Barth - Charlotte von Kirschbaum,
1925-1935
Theologischer Verlag Zürich, 2008, 450 Seiten, Leinen mit
Schutzumschlag,
978-3-290-17436-1
150,00 EUR
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Barth Gesamtausgabe
Band 45 Im Sommer 1925 begegnete Karl Barth
der Münchner Krankenschwester
Charlotte von Kirschbaum, die dann für
mehr als 40 Jahre die engste Begleiterin seines Lebens und seines
Werkes werden sollte. Emphatisch sagte Barth 1950 von ihr: «Ich
weiss, was es heisst, eine Hilfe zu haben.» Der Briefwechsel
1925–1935 dokumentiert in 231 Briefen den Beginn und das erste
Jahrzehnt dieser einzigartigen Beziehung. Neben den
persönlich-biografischen Aufschlüssen bieten die Briefe vor allem
einen unmittelbaren Eindruck vom akademischen und kirchlichen
Wirken, von den theologischen und politischen Urteilen und
Überzeugungen Barths und vom Einfluss und Anteil, den Charlotte von
Kirschbaum dabei hatte. 1953 schrieb Barth an Georg Merz über «die
entscheidende Mitwirkung» Charlotte von Kirschbaums an seiner
Arbeit: «Du ahnst nicht, was sie – Ministerium des Innern und des
Äussern in einer Person – alles wirkt, unübertrefflich,
unersetzlich. Wenn die spätere Literatur sich nur nicht zu dumm
anstellen, sondern das ruhig, sachlich und umsichtig ans Licht
bringen wird!» Mit diesen ausführlich kommentierten Briefen wird
dazu ein wichtiger Beitrag geleistet.
siehe dazu: Suzanne
Selinger,
Charlotte
von Kirschbaum und Karl Barth Biographie und Theologie einer
ungewöhnlichen Frau. Eine biographisch-theologiegeschichtliche
Studie |
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Susanne
Hennecke Karl Barth – Katsumi Takizawa Briefwechsel
1934–1968 Vandenhoeck & Ruprecht, 2015, 307 Seiten,
Gebunden, 15,5 x 23,2 cm 978-3-525-56448-6 130,00 EUR
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Forschungen zur systematischen und
ökumenischen Theologie (FSÖTh), Band 154
Kann man
als buddhistischer Philosoph zugleich Christ sein und wenn ja, wie?
Diese Frage stellt sich der aus Japan stammende buddhistisch-christliche
Grenzgänger Katsumi Takizawa (1909–1984) anlässlich seiner Begegnung mit
Karl Barth und dessen Theologie an der Bonner evangelisch-theologischen
Fakultät im Jahr 1934. Als Resultat dieser Fragestellung entspannte sich
zwischen Katsumi Takizawa und Karl Barth ein lebenslanger Austausch, der
mit der Herausgabe dieses Bandes nun erstmals der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht wird. Als ein herausgehobenes Ereignis in Takizawas
Leben kann sicherlich sein Entschluss zur christlichen Taufe im Jahr
1958 bezeichnet werden, der ein jahrzehntelanges inneres Ringen
voranging. Dabei entwickelte Takizawa im Gespräch mit Barth zugleich
eine von seinem buddhistischen Hintergrund geprägte selbstständige
Rezeption des Werkes von Karl Barth, die sowohl kulturtheologische
Implikationen als auch einen Ansatz zum interreligiösen Dialog aufweist.
Der vorliegende Band enthält neben der gesamten Korrespondenz zwischen
Karl Barth beziehungsweise Charlotte von Kirschbaum und Katsumi Takizawa
weitere zum Teil bislang nicht publizierte Beiträge Takizawas und einen
einführenden Beitrag zur Barthrezeption Takizawas als interreligiöser
Hermeneutik.
Inhaltsverzeichnis und Leseprobe |
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