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Luther - Bibel 2017, Bibel nach
Martin Luther |
Luther
Bibeln revidiert 2017 |
Erklärungen und Beispielseiten
zur Revision 2017 |
Einheitsübersetzung 2017 |
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Martin Luther Die Bibel nach Martin
Luthers Übersetzung, Lutherbibel revidiert 2017
neu gestaltete Innenseiten
hier gehts zu den
lieferbaren Ausgaben 9.12.2016: Deutschlandradio
"Im Anfang war das Wort" - Kulturgespräch: Die Bibel, die Sprache und
wir |
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Die Revision der Lutherbibel 2017
Hintergründe, Kontroversen, Entscheidungen
Deutsche Bibelgesellschaft, 368 Seiten, Festeinband,
978-3-438-06277-2 58,00 EUR
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Was waren die Prinzipien der Revision? Aus welchen Gründen hat man die
Bibeltexte verändert? Wer war an der Revision beteiligt? Wie ist man
vorgegangen? Dieser Band beantwortet die häufigsten Fragen zur Revision
der Lutherbibel 2017. Zugleich gibt er Rechenschaft über die Kriterien,
die Arbeitsweise und die Ergebnisse des Revisionsprojektes, an dem rund
70 Theologinnen und Theologen über 5 Jahre lang mitgearbeitet haben.
Um die teilweise recht kontroversen Diskussionen, die im Laufe dieser
Bearbeitungszeit geführt wurden, in angemessener Weise darzustellen,
kommen in diesem Band etliche der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Revision selbst zu Wort. In einer Reihe von Beiträgen werden
gegensätzliche Positionen mit den jeweiligen Argumenten einander
gegenübergestellt. Auf diese Weise wird das Spektrum der
Übersetzungsmöglichkeiten aufgezeigt und damit auch die grundsätzliche
Frage nach den Anforderungen an eine gute Bibelübersetzung und ihre
Anwendung auf die Lutherbibel thematisiert. Die Beiträge sind thematisch
geordnet und enthalten zahlreiche Textbeispiele.
Die Herausgeber
Hannelore Jahr, Dr. phil., geboren 1954, ist Mitglied der
Geschäftsleitung und zuständig für den Bereich Bibelübersetzung
innerhalb der Deutschen Bibelgesellschaft. Sie begleitete die Revision
der Lutherbibel im Rahmen der Arbeit des Lenkungsausschusses.
Christoph Kähler, Dr. theol., geboren 1944, Landesbischof i.R., war
Professor für Neutestamentliche Wissenschaft an der Kirchlichen
Hochschule Leipzig und an der Universität Leipzig, von 2001–2009
Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Thüringen
bzw. der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Er leitete im
Auftrag des Rates der Evangelischen Kirchen in Deutschland den
Lenkungsausschuss, der für die Revision der Lutherbibel eingesetzt
wurde. Jürgen-Peter Lesch, geboren 1951, war
Pfarrer der Evangelischen Kirche im Rheinland und seit 2010
Geschäftsführer des Projekts zur Durchsicht der Lutherbibel. In dieser
Funktion begleitete er die Revisionsarbeit sowohl in den Arbeitsgruppen
als auch im Lenkungsausschuss. |
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Die Bibel - Lutherübersetzung
und hätte der Liebe nicht: Die
Revision und Neugestaltung zum Jubiläumsjahr 2017
Deutsche Bibelgesellschaft, 2016, 48 Seiten, broschur, 978-3-438-06620-6
2,00 EUR
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Landesbischof i.R. Prof. Dr. Christoph Kähler,
der Vorsitzende des Lenkungsausschusses der EKD für die Revision der
Lutherbibel, beschreibt die inhaltliche Seite der Revision. Er zeigt die
Prinzipien und gibt zahlreiche Beispiele aus der Arbeit des
Lenkungsausschusses. Die Buchgestalter Friedrich
Forssman und Cornelia Feyll erläutern die Einbandgestaltung inklusive
der von ihnen neu geschaffenen Form der Lutherrose sowie die speziell
für die Lutherbibel entwickelte Innentypografie.
Sven Bigl, bei der Deutschen Bibelgesellschaft verantwortlich für die
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zur Lutherbibel, schildert die
spannende Geschichte der Lutherbibelrevisionen von der Reformationszeit
bis 2017. Leseproben des revidierten Textes
erlauben es allen Interessierten, sich bereits vorab einen eigenen
Eindruck von der Qualität der neuen Revision zu verschaffen.
Die Broschüre auf einen Blick
•Die Prinzipien der Revision und die Arbeit des Lenkungsausschusses
•Die Neugestaltung der Lutherbibel 2017 •Die
Geschichte der Lutherbibelrevisionen •Leseproben |
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Klaus Dietrich Fricke Die Geschichte der
Lutherbibelrevisionen von 1850 bis 1984
Zwischen Modernisieren und Bewahren
Deutsche Bibelgesellschaft, 392 Seiten, kartoniert,
978-3-438-07605-2 46,00 EUR
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Aus Anlass der aktuellen Revision der Lutherbibel wurde dieser
informative Band zur Geschichte der Lutherbibelrevision bis 1984 neu
aufgelegt. Von Anfang an ist diese Geschichte geprägt von der
Auseinandersetzung zwischen den „Modernisierern“ und „Bewahrern“ des
Luthertextes. Ausgewiesene Kenner der Revisionsgeschichte, die zum Teil
selbst an den verschiedenen Revisionsstufen beteiligt waren, zeichnen
dieses spannende Kapitel der Geschichte des Protestantismus in
Deutschland nach. Ergänzt werden ihre Beiträge durch wichtige Dokumente
aus der Revisionsgeschichte sowie eine ausführliche Bibliographie.
Die Herausgeber Pfr.
Dr. Siegfried Meurer (1931-2001) war von 1974–1997 Generalsekretär der
Deutschen Bibelgesellschaft, Stuttgart. Pastor
Klaus Dietrich Fricke war Redaktionssekretär (1957–1975) und
Kommissionsmitglied (1980–1984) der Lutherbibelrevision. |
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Sebastian Seyferth Sprachliche Varianzen in Martin Luthers
Bibelübertragung von 1522 - 1545 Eine
lexikalisch-syntaktische Untersuchung des Römerbriefes Deutsche
Bibelgesellschaft, 254 Seiten, kartoniert, 978-3-438-07606-9
48,00 EUR
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Die Revisionsgeschichte der Lutherbibel begann schon unmittelbar nach
Erscheinen des ersten Teils von Luthers Bibelübersetzung, dem „Septembertestaments“,
das im Herbst 1522 herauskam. Bis zur
„Ausgabe letzter Hand“ von 1545 hat Luther seine eigene Übersetzung
immer weiter revidiert und verbessert. Am zentralen Beispiel des
Römerbriefs, den Luther selbst als das „Hauptstück des Neuen Testaments“
ansah, untersucht Sebastian Seyferth diese lexikalischen und
syntaktischen Veränderungen. Bei der Untersuchung sind die Einflüsse
der griechischen bzw. lateinischen Ausgangstexte ebenso im Blick wie die
allgemeinen Tendenzen der frühneuhochdeutschen Sprachentwicklung.
Außerdem fällt Licht auf Luthers Übersetzungsprinzipien, exegetische
Traditionslinien, rhetorische Gestaltungsgrundsätze und Eigenarten der
religiösen Sprache der Lutherzeit. Aus Anlass der
aktuellen Revision der
Lutherbibel wurde dieser informative Band zu Luthers eigener
Revisionstätigkeit neu aufgelegt. siehe auch
Weimarer Lutherausgabe, Deutsche Bibel Sebastian Seyferth ist
Professor an der Hochschule Zittau/Görlitz. Seine Forschungsschwerpunkte
sind synchrone und diachrone Sprachwissenschaft, Sprachgeschichte,
Übersetzungswissenschaft und Bibelübersetzung. |
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Lutherbibel. Revisionen des 20. Jahrhunderts BibelDigital,
CD-ROM, 1912, NT 1956, NT 1975, 1984 Deutsche
Bibelgesellschaft, 2018 978-3-438-02181-6 vergriffen, nicht
mehr lieferbar |
Systemvoraussetzungen PC mit Windows® 7, 8.1 oder 10, CD-ROM-Laufwerk,
bei Komplettinstallation ca. 150 MB Festplattenplatz. Die CD-ROM
Wie hat sich die Lutherbibel durch verschiedene Revisionen hindurch
verändert? Sehen Sie selbst! Auf einen Blick können Sie hier erfassen
und vergleichen, worin sich die Durchsichten der Lutherbibel
unterscheiden. Die Revisionen des 20. Jahrhunderts bietet einen
exemplarischen Überblick darüber, welche Schwerpunkte man beim
Überarbeiten eines Texts setzen kann. Mit BIBELDIGITAL können Sie sich
die entsprechenden Texte parallel anzeigen lassen und synchronisiert
scrollen. Die Vergleichsfunktion markiert Ihnen farbig die Unterschiede
zwischen den Textausgaben und erleichtert so das Vergleichen.
Erschließen können Sie sich die Texte über die Suche oder das
Aufschlagen von Bibelstellen. Der Aufsatz
»Von der Reformationszeit bis
2017. Die Revisionsgeschichte der Lutherbibel« (auf der CD-ROM
enthalten) führt Sie in die geschichtlichen Hintergründe ein.
Die
Textausgaben Enthalten sind die Texte aller kirchlichen Revisionen
der Lutherbibel im 20. Jahrhundert. Die
Lutherbibel 1912 wurde dafür neu digitalisiert aus der letzten
gedruckten Ausgabe. Erstmals digitalisiert finden Sie hier das Neue
Testament von 1956 und das Luthertestament 1975. Außerdem enthalten ist
die Lutherbibel 1984 in alter und in
neuer Rechtschreibung. Alle Textausgaben enthalten ihre originalen
Fußnoten und Verweisstellen. Dieses Bibelpaket ist die optimale
Ergänzung zur
Lutherbibel 2017 in BIBELDIGITAL. |
Beispiele für die Genauigkeit der Lutherbibel 2017
siehe auch neu gestaltete Innenseiten
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Offenbarung 19,7
Luther 1984: Lasst uns
freuen und fröhlich sein und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des
Lammes ist gekommen, und seine Braut hat sich bereitet.
Luther 2017: Lasst uns freuen und fröhlich sein
und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und
seine Frau hat sich bereitet.
Im Vergleich zur früheren Fassung gibt die
Revision 2017 einer griechischen Handschrift den Vorzug, die als die
ursprünglichere angesehen werden kann, und die anstelle von nýmphe
(„Braut“) den Begriff gyné („Frau“) beinhaltet.
Amos 7,7
Luther 84: Er ließ mich
abermals schauen, und siehe, der Herr stand auf der Mauer, die mit einem
Bleilot gerichtet war, und er hatte ein Bleilot in seiner Hand.
Luther 2017: So ließ er mich schauen: Und siehe,
der Herr stand auf einer Mauer von Zinn, und er hatte Zinn in seiner
Hand.
Dass es sich um
Zinn handelt, geht aus aktuellen Erkenntnissen der alttestamentlichen
Forschung hervor. Die Tatsache, dass dieses Metall zur Herstellung von
Waffen verwendet wurde, gibt dem Vers zudem inhaltlich eine völlig neue
Bedeutung, entspricht aber seinen ursprünglichen Sinn.
Matthäus 8,24
Luther 84: Und siehe, da
erhob sich ein gewaltiger Sturm auf dem See, sodass auch das Boot von
Wellen zugedeckt wurde. Er aber schlief. Luther
2017: Und siehe, da war ein großes Beben im Meer,
sodass das Boot von den Wellen bedeckt wurde. Er aber schlief.
Der im griechischen Text verwendete Begriff
seismós meint offensichtlich eher eine Erschütterung als ein bloßes
Wetterphänomen und ist mit dem deutschen Ausdruck „Beben“ sprachlich
erheblich genauer als die vorherige Bearbeitung, die wohl davon ausging,
dass der Charakter eines Seebebens für den Leser nicht verständlich
genug wäre. Der von Luther selbst verwendete Begriff „Ungestüm“ ist
dagegen heute kaum noch verständlich. |
Beispiele für die Verständlichkiet der Lutherbibel 2017
siehe auch neu gestaltete Innenseiten |
1. Mose 35,17
Luther 84: Da ihr aber
die Geburt so schwer wurde, sprach die Wehmutter zu ihr: Fürchte dich
nicht, denn auch diesmal wirst du einen Sohn haben.
Luther 2017: Da ihr aber die Geburt so schwer
wurde, sprach die Hebamme zu ihr: Fürchte dich nicht, denn auch diesmal
wirst du einen Sohn haben.
Zur Zeit Luthers war der Begriff Wehmutter
die gängige Bezeichnung für eine Geburtshelferin. Heute ist er dagegen
aus der Alltagssprache verschwunden und nicht mehr verständlich.
Stattdessen wurde der gebräuchliche Ausdruck Hebamme verwendet.
4. Mose 18,20
Luther 84: Und der HERR
sprach zu Aaron: Du sollst in ihrem Lande kein Erbgut besitzen, auch
keinen Anteil unter ihnen haben; denn ich bin dein Anteil und dein
Erbgut inmitten der Israeliten. Luther 2017:
Und der HERR sprach zu Aaron: Du sollst in ihrem Lande kein Erbteil
besitzen, auch keinen Anteil unter ihnen haben; denn ich bin dein Anteil
und dein Erbteil inmitten der Israeliten.
Mit den naturwissenschaftlichen
Entwicklungen der letzten Jahrzehnte hat sich für den Begriff Erbgut
eine vollständig neue Bedeutung herausgebildet. Allgemein versteht man
darunter heute nicht mehr die Güter, die ein Nachlass umfasst, sondern
die Summe der genetischen Erbinformationen, das Genom, eines Lebewesens.
Der Ausdruck wurde daher durch die unmissverständliche Bezeichnung
Erbteil ersetzt. |
Beispiele für den Erhalt der Luthersprache in der Lutherbibel
2017
siehe auch neu gestaltete Innenseiten |
Matthäus 12,34
Luther 84: Ihr
Schlangenbrut, wie könnt ihr Gutes reden, die ihr böse seid? Wes das
Herz voll ist, des geht der Mund über. Luther
2017: Ihr Otterngezücht, wie könnt ihr Gutes
reden, die ihr böse seid? Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.
Der lautmalerischen Qualität des Begriffs
Otterngezücht, wie ihn Martin Luther in der Ausgabe von 1545 wählte,
wird die vermeintlich modernere Bezeichnung Schlangenbrut nicht gerecht.
Da aktueller Textbefund und allgemeine Verständlichkeit dem nicht im
Wege stehen, wurde in der Lutherbibel 2017 dem weniger modernen, dafür
aber prägnanteren original Lutherausdruck der Vorzug gegeben.
Römer 10,10
Luther 84: Denn wenn man
von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde
bekennt, so wird man gerettet. Luther 2017:
Denn wer mit dem Herzen glaubt, wird gerecht; und wer mit dem Munde
bekennt, wird selig.
Mit der Rückbesinnung auf die Sprache Luthers geht auch die Schärfung
des theologischen Profils einher. Auch hier orientiert sich die Revision
2017 an der letzten von Luther selbst durchgesehenen Fassung von 1545
und stellt zentrale theologische Begriffe wie „selig“ und „Heiland“
wieder her, die zu einem festen Bestandteil der evangelisch-lutherischen
Tradition geworden sind. |
siehe auch neu gestaltete Innenseiten |
Die neue Lutherbibel wird die offizielle Bezeichnung „revidiert 2017“
tragen. Und das, obwohl die Arbeiten im Jahr 2010 ausdrücklich als
„Durchsicht“ starteten. Beschlossen wurde diese anfängliche Bezeichnung
vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bereits zwei Jahre
zuvor und sollte das Merkmal des Projekts widerspiegeln, die Lutherbibel
auf Texttreue hin zu überprüfen und nicht an ein modernes Deutsch
anzugleichen.
Mit Annahme
des überarbeiteten Textes am 11. September 2015 beschloss nun der Rat
der EKD, dass nicht mehr von einem „durchgesehenen“, sondern von einem
„revidierten“ Text gesprochen werden müsse. Grund dafür ist der Umfang
der Änderungen, der zu Beginn der Arbeiten noch nicht abzusehen war.
Dennoch war die größere Zahl der Überarbeitungen notwendig, um den zuvor
aufgestellten Richtlinien gerecht zu werden.
Darüber hinaus spielen verlagsrechtliche Gründe
eine Rolle: Die Bezeichnung „Revision“ macht deutlich, dass es sich bei
der „Lutherbibel 2017“ um die Bearbeitung eines Werkes handelt, das
aufgrund individueller schöpferischer Leistung einen eigenständigen
Urheberrechtsschutz genießt. So vermutete der Vorsitzende des
Lenkungsausschusses Landesbischof i. R. Christoph Kähler bereits 2013,
dass die neue Ausgabe werde „am Ende auch aus verlagsrechtlichen Gründen
wieder die Bezeichnung ‚Revision‘ tragen müssen.“ |
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Am 16. September 2015 haben in
Eisenach Theologen und
Sprachwissenschaftler eine überarbeitete Fassung der Lutherbibel
vorgelegt. Stellvertretend für das Team übergab der ehemalige Thüringer
Landesbischof Christoph Kähler den Text am Mittwochabend auf der
Wartburg an Heinrich Bedford-Strohm, den Ratsvorsitzenden der
Evangelischen Kirche Deutschlands. An der Überarbeitung wirkten 70
Fachleute mit, die in fünf Jahren rund 12.000 Verse in modernes Deutsch
übersetzten. Die Bibelübersetzung entspricht aber nicht nur der
modernen deutschen Sprache, sondern auch dem aktuellen Forschungsstand.
So bemühten sich die Übersetzer um mehr Treue zum ursprünglichen
biblischen Text in hebräischer und altgriechischer Sprache. Damit aber
der Klang der Lutherbibel nicht verloren geht, den Gläubige gewohnt
sind, nahmen die Experten nur dort Veränderungen vor, wo sie zwingend
geboten waren. In gedruckter Form soll der Text am 30. Oktober 2016
erscheinen, ein Jahr vor dem 500. Jahrestag des Reformationsbeginns.
Beitrag in den Tagesthemen 16.9.2015
Die Lutherbibel geht zurück auf die Übersetzungen des Reformators Martin
Luther und seiner Mitarbeiter (einer von ihnen war sein Mitstreiter
Philipp Melanchton) zwischen 1521 und 1545. Die Übersetzung des
Neuen Testaments erschien im September des Jahres 1522
(Septembertestament). In den
Folgejahren wurden kontinuierlich weitere biblische Bücher übersetzt,
bis im Jahr 1534
die erste Gesamtausgabe erschien. Die Lutherbibel war die erste
deutschsprachige Übersetzung eines vollständigen Bibeltextes. Die letzte
von Luther selbst durchgesehene Gesamtausgabe der Bibel datiert von
1545. Erste Überarbeitungen des lutherischen Bibeltextes gab es bereits
im 19. Jahrhundert. Eine zweite Revision erfolgte im Jahr
1912. Auf massive Kritik stieß die
dritte Überarbeitung, die 1984
vollständig abgeschlossen wurde. Dieser Text wurde auch nach den Regeln
der neuen deutschen Rechtschreibung aktualisiert.
Zum Auftakt der Feiern zum 500. Reformationsjubiläum 2017 werde die
revidierte Lutherbibel nach Korrektur und Druck am 30. Oktober 2016 in
Eisenach den Gemeinden übergeben, kündigte Kähler an. Zusammen mit dem
Münchner Alttestamentler Christoph Levin berichtete der Theologe vor dem
evangelischen Kirchenparlament über den Stand der Durchsicht der
Lutherbibel.
Die aktuelle Revision wird den Angaben zufolge an
vielen Stellen den Ausgangstext entsprechend dem Forschungsstand genauer
wiedergeben. Bewusst werde in zahlreichen Fällen zum Wortlaut der
Bibelübersetzung von 1545 zurückgekehrt, sagte Kähler, der mit Levin den
2010 eingesetzten Lenkungsausschuss zur Durchsicht der Lutherbibel
leitet.
Der altmodische Sprachklang bleibe und werde etwas
verstärkt, sagte Kähler. Je tiefer ein Bibeltext im Gedächtnis der
Gemeinden verankert sei, desto weniger dürfe der Text selbst verändert
werden. Anpassungen an modernes Deutschen seien nicht gewollt,
erläuterte der Thüringer Altbischof. Die Genauigkeit und die
sprachschöpferische Freiheit der Übersetzung Luthers machten seine Bibel
bis heute zum klassischen Bibeltext deutscher Sprache und zum zentralen
Text der evangelischen Kirche.
Wie Levin ergänzte, spricht die
revidierte Lutherbibel von „Völker“ und „Nationen“ statt von „Heiden“.
Auch werde von „Israeliten“ anstelle von „Kinder Israel“ gesprochen.
„Wir sind inzwischen so bescheiden geworden, dass wir nicht klüger sein
wollen als Luther“, sagte der Münchner Theologieprofessor.
Derzeit ist die zuletzt 1984 überarbeitete Lutherbibel der maßgebliche
Bibeltext der EKD und ihrer Landeskirchen für Gottesdienst, Unterricht
und Seelsorge. Mit dem Beschluss zur Durchsicht reagierte der Rat der
EKD 2010 auf die in Theologie und anderen Wissenschaftsdisziplinen
seither erreichten Fortschritte bei der Forschung über biblische
Schriften. Treue zum Ausgangstext und gegenüber Luthers Text sowie
liturgische Brauchbarkeit sind nach dem Ratsbeschluss Kriterien für die
Bibelüberarbeitung. Daran sind mehr als 50 Wissenschaftler beteiligt.
Mit der neuen überarbeiteten Version der Lutherbibel sind zum
Reformationsjahr drei kirchenoffizielle
Übersetzungen verfügbar. Neben der lutherischen existiert eine neue
Einheitsübersetzung sowie eine
Version der Zürcher Bibel. |
Prof. Dr. Christoph Levin: Die Lutherbibel ist der
maßgebliche Bibeltext der Evangelischen Kirche in Deutschland und ihrer
Gliedkirchen für Gottesdienst, Unterricht und Seelsorge. Die Genauigkeit
ebenso wie die sprachschöpferische Freiheit der Übersetzung Luthers
machen seine Bibel heute noch zum klassischen Bibeltext deutscher
Sprache und zum zentralen Text der evangelischen Kirche. Wie schwierig
sich die Interpretation des Urtextes im Vergleich zu
Übersetzungsvarianten gestaltet, schildert Prof. Dr. Christoph Levin in
einen Werkstattbericht über die Arbeit Luthers an der Bibelübersetzung.
„Luther wusste genau durch die Stellung der Worte im Satz, was er
betonen wollte. Das galt es oftmals wiederherzustellen.“
Youtube
Werkstattbericht Dr. Christoph Levin. 5,55 Min
Werkstattbericht Mai 2015, pdf |
Prof. Dr. Christoph Kähler ist Professor em. für Neues Testament
an der Universität Leipzig und Vorsitzender des Lenkungsausschusses
"Durchsicht der Lutherbibel“, den die EKD 2010 eingesetzt hat.:
Der Protestantismus prüft seine Grundlagen: Die Durchsicht der
Lutherbibel 2017 Eine Überarbeitung der Lutherbibel wird vorbereitet
und soll im Jubiläumsjahr der Reformation 2017 vorliegen. Ist das
sinnvoll und nötig? Erfahrene Pfarrer und Pfarrerinnen kennen die
Schwierigkeiten unterschiedlicher Bibelausgaben, die sich auf Martin
Luther berufen. Wenn sie heute bei Jubiläen oder am Grab Tauf- oder
Konfirmationssprüche zitieren und auslegen, haben diese oft einen
Wortlaut, der sich in der heutigen Lutherbibel nicht mehr findet.
Gerade dann, wenn Menschen mit einem Text sehr vertraut und ihre
Lebenserfahrungen in ihm enthalten sind, können spätere Veränderungen
befremden und schmerzen. Darum ist jede Korrektur in der Lutherbibel mit
besonders strengen Maßstäben zu messen. Sie rührt an einen immer noch
vielen Menschen vertrauten Text und zugleich an einen literarischen
Schatz, der unkenntlich zu werden droht, wenn Neuerungen zu weitreichend
sind.
Doch durchgreifende Änderungen gab es von Anfang an auch in
dieser Bibelübersetzung, die die Glaubens- und Kulturgeschichte im
deutschen Sprachraum so grundlegend bestimmt hat. Denn sie wurde schon
seit ihren Anfängen immer wieder verändert – nicht nur von
geschäftstüchtigen Druckern. Schon das "Dezembertestament“ Martin
Luthers unterschied sich 1522 an mehreren Hundert Stellen vom
"Septembertestament“ desselben Jahres, das sozusagen die Erstausgabe
darstellt.
Luther hat die Übersetzung sein Leben lang geändert
Sein Leben lang bis zu seinem Tod 1546 hat der Reformator gemeinsam
mit seinen Kollegen in Wittenberg die Übersetzung verändert und
gebessert. Das setzte sich – vielfach als Wildwuchs – in den dann
folgenden Jahrhunderten fort, bis die deutschen Landeskirchen 1892 nach
umfangreicher Vorarbeit zum ersten Mal eine einheitliche "durchgesehene
Ausgabe“ drucken ließen. Danach ist diese kirchenamtliche Fassung
mehrfach überarbeitet worden: die ganze Bibel 1912, das Neue Testament
1956 und wiederum die ganze Bibel 1964–84.
Das entscheidende
Motiv für diese regelmäßigen Korrekturen an einem so kostbaren und
bekannten deutschen Bibeltext entspricht den Grundlagen der
reformatorischen Kirchen. Ihr Grundsatz: "Allein die Schrift!“ fordert,
dass ihre Übersetzungen dem biblischen Ausgangstext möglichst gut zu
entsprechen haben. Das allerdings, ohne der deutschen Sprache Gewalt
anzutun. Zunächst folgt daraus, dass von Zeit zu Zeit auch die
Lutherbibel an den Texten der neuesten und besten wissenschaftlichen
Ausgaben des hebräischen und griechischen Bibeltextes überprüft werden
muss. Denn so haben es schon zu Luthers Zeit die Wittenberger
Professoren gehalten, die jeweils die neuesten Editionen nutzten.
In diesem Sinne ergab eine vor etwa zehn Jahren vorgenommene
"Probebohrung“ im Alten wie im Neuen Testament einige Schwachpunkte der
Lutherbibel, die verbessert werden sollten. Doch anders als bei den
bisherigen Revisionen gab der Rat der Evangelischen Kirche in
Deutschland ausdrücklich den Auftrag, die Sprache nicht erneut an das
heute gesprochene Deutsch anzupassen. Das hatte man im Neuen Testament
noch bis 1975 energisch versucht und 1984 nur zögernd zurückgenommen.
Entscheidung zwischen Urtext und Luthers Verdeutschung
Jetzt
heißt die Aufgabe, keine weiteren sprachlichen Modernisierungen
vorzunehmen, sondern einerseits den Text der Lutherbibel am hebräischen
und griechischen Text der neuesten Ausgaben zu kontrollieren und
anderseits den sprachlichen Reichtum der Lutherbibel zu wahren. Beide
Forderungen scheinen sich zu widersprechen. An manchen Stellen gilt es
wirklich, sich zwischen dem Urtext und Luthers Verdeutschung zu
entscheiden, also eine behutsame Veränderung vorzuschlagen.
So
sollte man in 1. Mose 29,17 nicht übersetzen: "Lea hatte ein blödes
Gesicht“, sondern eher "Leas Augen waren sanft“. Es geht dort nach der
Erkenntnis der Alttestamentler ursprünglich nicht um den Gegensatz einer
hässlichen Lea und einer schönen Rahel, sondern um unterschiedliche
Schönheitsideale. Oft genug jedoch entdecken die Bearbeiter im Lauf der
Beschäftigung mit den Texten, dass ein Bibelvers von Luther und seinen
Mitarbeitern einst recht genau übersetzt wurde, die Bearbeiter im Lauf
der Jahrhunderte aber davon abgewichen sind.
Wenn in solchen
Fällen der Wortlaut Luthers noch heute gut verständlich ist, dann wird
die neue Fassung zu Luthers Text zurückkehren. So lesen wir heute in
Psalm 42,2: "Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit
meine Seele, Gott, zu dir.“ Doch ein Blick in die hebräische Bibel
ergibt: In beiden Fällen wird ein und dasselbe Verb verwendet. Ob man
das sehr seltene hebräische Verb mit "lechzen“ oder "schreien“
übersetzen soll, ist unter Exegeten umstritten. Luther fasste es so auf
wie die jüdischen Bibelausleger und schrieb auch am Anfang "Wie der
Hirsch schreit …“. Die Überarbeitung wird aus gutem Grund Luthers
eindrückliche Wendung wiederherstellen, die mit der Wiederholung von
"schreien“ das elementare Verlangen nach Gottes Hilfe artikuliert.
Gemeinsames ökumenisches Lesen
Größere Eingriffe verlangen
die Apokryphen, also die Bücher Judith, Jesus Sirach usw., die vor allem
Mitarbeiter Luthers ins Deutsche übertrugen. Sie werden erstmals auf der
Grundlage moderner wissenschaftlicher Ausgaben zum Teil völlig neu
übersetzt. Damit wird die Lutherbibel in diesem Teil vollständiger und
zuverlässiger und eine jahrhundertealte stiefmütterliche Behandlung
dieser Texte wird korrigiert. Die Lutherbibel kann so auch im
gemeinsamen ökumenischen Lesen, etwa mit der katholischen
Einheitsübersetzung, leichter genutzt werden.
An dieser
umfangreichen Arbeit beteiligen sich mehr als 50 Wissenschaftler,
darunter Fachleute für Germanistik und Liturgiewissenschaft. Sie
debattieren zunächst ihre Vorschläge in kleineren Fachgruppen, ehe dann
ein Lenkungsausschuss die Textfassung der biblischen Bücher festlegt,
die dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zur
Genehmigung vorgelegt wird.
Was also werden Bibelleser in einer
neuen Ausgabe der Lutherbibel finden? Sie werden einen zuverlässigeren
Text in der Hand haben, der den gegenwärtigen Erkenntnisstand der
Theologie beachtet. Weiter wird zum ersten Mal eine Überarbeitung der
Lutherbibel an vielen Stellen bewusst zu Luthers Formulierungen
zurückkehren und sich nicht weiter von ihm entfernen. Und schließlich
sollen die Texte wie bisher im Gottesdienst vorgelesen und gehört werden
können. Ihre poetische Kraft soll erhalten bleiben.
Prof.
Dr. Christoph Kähler ist Professor em. für Neues Testament an der
Universität Leipzig und Vorsitzender des Lenkungsausschusses "Durchsicht
der Lutherbibel“, den die EKD 2010 eingesetzt hat. |
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