|
Goldregen, Verlag Ernst Franz, Metzingen |
Erzählungen und Lebensbilder alle Hefte sind ungebrauchte Neubücher -
ca 50 Jahre Lagerung hinterlassen allerdings Spuren an den Heftklammwn
und leichte Bräunungen |
|
Johannes Weissinger D' Bas' Schmiede
Einiges aus ihrem Leben
Franz, 1973, 20 Seiten, 50
g, geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 5 Vorwort Der
Verfasser wollte ursprünglich diese Erzählung anonym erscheinen lassen.
Von Freunden gedrängt, hat er nun doch auf dem Titel seinen Namen
genannt. Der Leser wäre vermutlich selbst darauf gekommen, daß der
mehrfach erwähnte Enkel der Bas' Schmiede der Verfasser selber ist. Den
Text selbst wollte er nicht mehr ändern. Ihm lag nur daran, ein
wahrhaftiger Berichterstatter wertvoller Erlebnisse zu sein, von denen
er hofft, daß ihre Lektüre auch manchem Leser einen Segen vermittle.
Leseprobe: Wer im Frühsommer des Iahres 1893 dem riesigen Leichenzug
begegnet wäre. der sich durch das schwäbische Landstädtchen
Weilheim/Teck bewegte, hätte sicher gedacht, da werde der Herr
Stadtpfarrer oder der Herr Stadtschultheiß zu Grabe getragen. Auf eine
neugierige Frage nach dem Namen des Verstorbenen hätte er aber die
Antwort bekommen: ..D' Bas' Schmiede". Von dieser so geehrten und
geliebten Frau will ich einige Züge ihres Wesens und einige
Begebenheiten aus ihrem Leben weitergeben. D' Bas' Schmiede hieß sie,
weil ihr Mann Schmied war. Er besaß auch eine kleine Landwirtschaft.
Diese betrieb in der Hauptsache seine Frau. Daß sie Base genannt wurde,
war nichts Ungewöhnliches. Wir nannten damals als Kinder jede Frau Bas'
und jeden Mann Vetter. Damals gab es eben noch echtes
Gemeinschaftsgefühl; denn damals waren die Leute noch arm. Seit sie
reich geworden sind und aus der Stadt Genüsse, die nur für Geld zu
kaufen sind, aufs Land hinausgewandert sind, ist diese Art von
Gemeinschaftsgefühl leider mehr und mehr verloren gegangen... |
|
Gottlob Mayer 's Ameile
Blicke in die Chronik einer schwäbischen Familie, dem kleine^n Lob
nacherzählt, 6. Auflage 1968 Franz, 1968, 32 Seiten, 50 g, geheftet,
12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 6
Leseprobe In dem Dorf Rohrbronn hier oben, an dem wir soeben
vorübergeschritten sind, lebte vor ungefähr 80 Jahren mein Großvater,
ein Mann, der in dem \"Veinberg, auf dessen Mauer wir hier sitzen,
sich's bei Frost und Hitze hat sauer werden lassen wie nur einer. Doch
kannte er ein .,Vörtele" (einen kleinen Vorteil), mit dem er sich seine
saure Arbeit zu süßen verstand, von dem freilich nicht viele Leute mehr
Wissen: das war der stille Umgang mit Gott. Davon konnte er nie genug
kriegen. Seine Kinder kannten das Erdloch noch wohl, das er sich
gegraben hatte, um darin während der Arbeitspausen ungestört auf den
Knien seinem Gott zu nahen. In dieser Grube hatte er Vergebung seiner
Sünden erlangt und ebendort, am Ende seines Lebens, auch Gewißheit über
seinen baldigen Heirngang erhalten. Als ein Mann, der die Achtung der
ganzen Gemeinde genoß, war er schon in seinen jüngeren Iahren zum
Schulmeister des Orts gewählt worden. Neben seinen
Weingärtnersgeschäften versah er dieses Amt mit viel Geschick und unter
sichtlichem Segen. Sein Haus war das „Stundenhaus" und als solches
Treffpunkt und Herberge der Gottesfürchtigen -in der ganzen Gegend. Von
seinen fünf älteren Söhnen, Johannes, Henoch, Elias, Thomas und
Christian, wurde er im ..Wengert" (im l/Veinberg), im Stall und im Feld
treulich unterstützt, und der zuletzt genannte Sohn Christian wurde
nachmals auch sein Nachfolger im Schulamt. Der jüngste aber, „Lobel",
mein lieber Vater, von dem ich meinen Namen erhalten habe, mußte bald in
die Fremde ziehen. Viele Jahre brachte er als Schmiedegeselle namentlich
in Bayern und in der Schweiz zu, Wo er in den Kriegsjahren merkwürdige
Errettungen aus augenscheinlícher Lebensgefahr erfahren hat. Reich an
Erfahrung, doch etwas verwelscht, kehrte der Lobel endlich in die Heimat
zurück. Mittlerweile War die Zeit ... |
|
Gottlob Mayer 's Ameile
Blicke in die Chronik einer schwäbischen Familie, dem kleinen Lob
nacherzählt, 5. Auflage 1962 Franz, 1962, 32 Seiten, 50 g, geheftet,
12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
|
Julie Koch Das Stuttgarter
Silberglöcklein Eine Geschichte für Mädchen Franz, 1970,
28 Seiten, 50 g, geheftet, 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 12 Leseprobe Das
Nesthäkchen bei Dr. Hillers, die kleine Ruth, war jetzt sechs Wochen
alt. Da war der Zeitpunkt gekommen, an dem nach der Vereinbarung, die
man mit der Säuglingsschwester getroffen hatte, die Pflegezeit von
Mutter und Kind abgelaufen war. Doch die schwache, zarte Frau hatte sich
diesmal nur sehr langsam erholt, auch war noch eine Venenentzündung
dazugekommen, so daß sie ihr Mann, der Arzt war, für nicht absehbare
Zeit ins Bett sprach. Bekümmert sah sie zu ihm auf. Er aber meinte
tröstend: »Wir wollen hoffen, daß Fräulein Mina noch länger bei uns
bleiben und dich gesund pflegen kann.<< Sie seufzte: ››Ach, dann
bleibt in unserem Haushalt alles liegen! Der Flickkorb wird jede Woche
voller. Du weißt nicht, was drei Buben alles zerreißen. Dazu wird es
Zeit, für Gretel die Winterkleider zu richten; sie wächst aus allem
hinaus. Und ich soll untätig hier liegeni« In diesem Augenblick
klingelte das Telefon und rief den Doktor ab. Als er den Hörer wieder
aufgelegt hatte, kam Fräulein Mina, die Säuglingsschwester, aus der
Küche heraus und wünschte ihn allein zu sprechen. Sie eröffnete ihm, daß
sie in drei, spätestens vier Wodien eine neue Wochenpflege antreten
müsse und riet zugleidi, zur besseren Versorgung der kranken Mutter und
ihres Säuglings sofort eine Aushilfe zu nehmen, damit diese womöglich
noch von ihr eingelernt werden könne. - So geschah es dann auch.
Vierzehn Tage später, am 1. November, fuhr das neue Mädchen schon der
Hauptstadt zu, um ihre neue Stelle bei Dr. Hillers anzutreten. Wenn sie
daran dachte, wie lange sie schon diesem Ziel zugestrebt hatte, das sie
heute erreichen sollte, dann freute sie sich von Herzen. Seit dem
sechzehnten Jahr hatte Marie den stillen Wunsch gehegt, in Stuttgart ... |
|
Bernhard Reusch Der Kroatenhof
Eine Erzählung aus dem Dreißigjährigen Krieg Franz,
1967, 30 Seiten, 50 g, kartoniert, 12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 15 Leseprobe In
Nürtingen steht ein eigentümliches, mittelalterlich anmutendes Gebäude.
Ein kleiner Hof vor dem Hause wird durch ein rundbogiges,
zinnengekröntes Eingangstor gegen die vorbeiführende Straße
abgeschlossen. Das Haus ist schon gut dreieinhalb Jahrhunderte alt; auf
der Giebelseite trägt es die Jahreszahl 1606. In der Stadt heißt dieses
Haus ››der Kroatenhof<<, denn hier hat sich Während des Dreißigjährigen
Krieges ein Kroat aus Ungarn namens Hans Rooschüz niedergelassen, der
ein achtbarer Bürger in Nürtingen geworden war. Wie es dazu gekommen
ist, will die nachstehende Geschichte erzählen. Sie geht zurück auf
Vorarbeiten des früheren Nürtinger Spitalpflegers Fuchslocher sowie auf
eine Darstellung aus der Feder der schwäbischen Sdiriftstellerin Ottilie
Wildermuth, die selbst eine geborene Rooschüz war und uns die Geschichte
schon vor über hundert Iahren in ihrem »Kroatenähne« geschenkt hat.
Magdalenas Entführung Es war im September 1634. Ein heißer
Spätsommertag war heraufgezogen; brütende Hitze lag über dem Neckartal.
Auf den Mauern und Wällen der Stadt Nürtingen standen die wehrfähigen
Bürger im Kampfeslärm, denn seit einigen Tagen war sie von einem Haufen
wilder Kroaten belagert und aufs schwerste bedrängt. Das Land
Württemberg hatte an der Last des entsetzlichen Krieges schon schwer
genug getragen; was aber jetzt, nach der unglücklichen Schlacht bei
Nördlingen, über das arme Land hereinbrach, war mit den ... |
|
Elisabeth Oehler-Heimerdinger Die
Annemrei von Weil Ein Lebensbild, 4. Auflage 1969 Franz,
1969, 24 Seiten, 50 g, geheftet, 0 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 21
Leseprobe: Zwischen den frischgrünen Buchenwäldern und den weiten
Flächen der Kornfelder und Krautäcker des Schönbuchs ist Anna Maria Bälz
in dem kleinen Örtchen Neuweiler aufgewachsen, das damals schon nach
Weil eingepfarrt war. Die Bauernfrauen, die kein eigenes Backhäuslein
bei ihrem Hof besaßen, brachten ihrem Vater, dem „Bälzenbäck"", ihre
Brotlaibe und ihre Kirbekuchen und an Weihnachten ihre Lebkuchen und
Springerle zum Backen. Werktags besorgte er daneben seine
Landwirtschaft, und auf den Sonntag buk er Brezeln, denn da Wollten die
Leute nach altem Herkommen ihre frischen braunen Laugenbrezeln haben. So
lebten die Bäckersleute von ihrer Backstube und dem Ertrag ihrer Äcker.
Äcker und Kornfelder gaben her, was das Wild übrigließ, das damals im
ganzen Schönbuch überhand nahm und das kein Bauer schießen durfte, weil
es für die Iagden des Herzogs Karl Eugen gehegt wurde. Wenn der Herzog
mit seinem ganzen Hof zur Iagd kam, mit Iägern, Treibern und Hunden,
dann zertraten sie den Leuten dazu noch die Wintersaat. So blieben die
Bauern arm und waren froh, wenn es in den Wäldern Arbeit für sie gab:
Gräben ziehen, Bäumchen auspflanzen, Holz fällen und dergleichen
Geschäfte mehr. Mit dem geringsten Lohn waren sie zufrieden. Um einen
Kreuzer huben sie einen ganzen Meter Graben aus; ja, es kam vor, daß
sich einer anbot, es noch unter einem Kreuzer zu machen. wenn er nur
Arbeit bekam: „I will den eine Kreuzer au no wegdo, bloß daß i d' Arbet
krieg."" Im Bäckerhaus wuchsen zwei Töchter auf. Die andern Kinder,
ein paar Buben, waren alle klein gestorben, wie es in den Bauernhäus-ern
zu jener Zeit oft der Fall war. Kinderkrankheiten ... |
|
Elisabeth Oehler-Heimerdinger Die
Annemrei von Weil Ein Lebensbild, 3. Auflage 1962 Franz,
1962, 24 Seiten, 50 g, geheftet, 2,60 EUR
|
|
Paul Otto Der Eberle von Zell
Ein schwäbischer Glaubensmann Franz, 1968, 32 Seiten, 50
g, geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen
Heft 22 Äm Leben dieses
seltenen Mannes zeigt sich mit überzeugender Deutlichkeit. welch ein
Wandel in der inneren Haltung der Menschen während der letzten 100 oder
150 Iahre vor .sich gegangen ist. Die Jahre seiner Jugend mit ihrer
nicht abreißenden Kette von immer schwerer werdenden Kriegen und
politischen Erschütterungen von gewaltigen Ausinaßen erinnern sehr stark
an unsere Zeit. Vor allem ist es aber sein Einzelschicksal als
Verschleppter, das auffallende Parallelen zur Gegenwart aufweist. Er
teilte sein bitteres Los allerdings nicht mit Millionen, wie dies seine
Leidensgefährten von heute tun. Es bleibe hier unausgemacht. was
schwerer ist: einem scheinbar blíndwütenden Schicksal als einzelner
preisgegeben zu sein oder aber in Gemeinschaft vieler Tausender. denen
es auch so oder noch schlimmer geht. Nichts ist ihm erspart geblieben an
irdischer Not. an Kümmerriissen und Verlegenheiten. Es geriet ihm aber
alles zum Heil. Warum? - Er verstand sein Schicksal als Reden Gottes.
ganz speziell «an ihn gerichtet. und ließ sich diese gewaltige Sprache
zu Herzen gehen und fand dabei sein Glück. Ganz anders der moderne
Mensch. Seit über einem Menschenalter handelt der Allmächtige mit ihm
auf bisher noch nie erlebte Weise, spricht, nein - man kann es schon
kein Sprechen mehr nennen - ruft, ja brüllt, daß es durch Mark und Bein
gehen und die härtesten Herzen erschüttern müßte. Nicht einer der heute
Lebenden kann behaupten, sein Ohr habe dieses Brüllen nicht erreicht. Im
fahlen Schein von Ereignissen apokalyptischen Ausmaßes ist jedem die
ganze Leere, \fVertlosigkeit und Nichtigkeit aller irdischen Glücksgüter
... |
|
Elisabeth Oehler-Heimerdinger Wohin
der Weg auch führt Das Lebensschicksal einer jüdischen Frau
Franz, 1963, 32 Seiten, 50, geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 26 Wohin der Weg auch
führt, sollst du mich leiten! Es wechseln Volk und Zeiten --
Dein Reich bleibt unberührt.
Die Heilquelle An einem hellen,
heißen Sommertag des Iahres 1936 traf ich sie im Speisesaal des
Schwefelbads Sebastiansweiler. Draußen vor den Fenstern blühten rote
Geranien und weiße Verbenen in fröhlichem Wechsel, über den Sandwegen
brütete die Augustsonne. Im großen Speisesaal hatten sich die Gäste
zwanglos an die Tische gesetzt, und muntere Landmädchen in Weißen
Schürzen trugen mächtige Kaffeekannen herein, um einzuschenken. Wir
waren soeben angekommen und stellten uns den Tischnachbarn vor; man
unterhielt sich nach rechts und links, bis eine Stimme neben mir sagte:
››Ich bin auch von Cannstatt.<< Jetzt erst sah ich die Sprecherin an:
eine Frau mittleren Alters von ansprechendern Wesen. Dunkles Haar und
dunkle Augen hatte sie, und diese Augen waren ernst und gütig. Das blaue
Kleid stand ihr, alles an ihr hatte eine Art; man sah, daß sie aus gutem
Hause kam. Sie hatte den Namen genannt, den sie als verheiratete Frau
führte. Sie erzählte, daß sie als Kind in unserer Stadt gewohnt habe,
dann aber fortgezogen sei. Damals, als kleines Mädchen, habe sie in der
Königstraße gewohnt. In dieser Straße, durch die mich jahrelang mein
Schulweg führte, kannte ich jedes Haus. Ich fragte deshalb, in welchem
Haus sie gewohnt habe, und als sie irgend eine Nummer nannte, sagte ich,
ich sei in der Königstraße in die Strickschule gegangen, ins
>›Stricketle<<, wie man diese Kinderschule damals nannte. Da horchte sie
auf. »Das ist ja gerade das Haus, in dem wir gewohnt haben<<, rief sie,
lebhaft geworden, >› eine Treppe hochl« O ich erinnerte mich, nur zu
deutlich erinnerte ich mich an die Familie im ersten Stock dieses
schönen Hauses mit dem großen Balkon. An sonnigen Tagen hatte ich oft
eine stattliche jüdische Frau ... |
|
Erwin Bosler Zu beidem bereit
Aus dem Heldenleben des Waldenser Führers Henri Arnaud
Franz, 1967, 28 Seiten, 50 g, geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 27 Leseprobe Erst
die einbrechende Dunkelheit hatte dem Kampfeslärm ein Ende gemacht. Nun
breitete sich die Stille der Nacht über das Schlachtfeld um das kleine
Städtlein La Tour. Eine Schar heldenmütiger
Waldenser hatte versucht, in
verwegenem Sturm die Stadtmauern des von Franzosen verteidigten Orts zu
nehmen und hatten sich in dem mörderischen Kugelregen der
wohlverschanzten Übermacht verblutet. Da und dort hörte man nodi ein
Todesröcheln, bis auch diese letzten Zeichen von Leben verstummten.
Was bewegt sidi da so lautlos wie ein Raubtier durch die Haufen der
Gefallenen? -- Ein junger Mensch so ungefähr mit vierzehn Jahren ist's.
Langsam kriecht er von einem der Gefallenen zum andern, wie wenn er
etwas suchen wollte. Endlich, nach langer Zeit, scheint er sein Ziel
erreicht zu haben. Trotz des Dunkels der Nacht haben seine geschärften
Sinne die im Tod gebrochenen Züge seines Vaters erkannt. Schon ist in
der Seele des jungen Menschen der Entschlulß gereift: Der ihm so teure
Leichnam darf nicht der Grausamkeit des rachsüchtigen Feindes preis
gegeben bleiben. Mit übermenschlicher Anstrengung schleppte der
Halbwüchsige den schweren Körper seines Vaters auf die Seite. Dort im
feuchten Sand des voriiberraiischenden Bergbachs brachte er es fertig,
in kurzer Zeit eine kleine Grube auszuheben. Dort wird der Leichnam vor
der Grausamkeit einer entmenschten Soldateska sicher sein. Als der
Morgen dämmerte, ist das sdiwere Werk vollbracht. Der Junge, der im
Morgengrauen davoneilt, um seiner Mutter die furchtbare Nachricht zu ... |
|
Hannah Müller Die Sache mit der Wurst
Franz, 1961, 20 Seiten, 50 g, geheftet, 12,5 x 19 cm
2,60 EUR
|
Goldregen Heft 29
Beispielseite |
|
Friedrich Baun Schulmeister Kolb von
Dagersheim 1784-1859
Franz, 1964, 36 Seiten, 50 g,
geheftet, 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 32 Jugendzeit
Immanuel Gottlieb Kolb ist seiner ganzen Gemüitsart nach ein echter
Schwabe. Im Herzen des Schwabenlandes, in Schönaich bei Böblingen, stand
auch seine Wiege, wo er am 28. Dezember 1784 geboren wurde, und in
Dagersheim, ebenfalls im Kreis Böblingen, hat er die meiste Zeit seines
Lebens verbracht. Er entstamrnte väterlicher- und miitterlicherseits
einer Lehrerfamilie; schon der Großvater und Urgroßvater waren
Schulmeister gewesen, ebenfalls in Dagersheim, seiner zweiten Heimat.
Im Elternhaus Schönaich herrschte strenge Sitte und Ordnung; die Kinder
Wurden auferzogen >›in der Zucht und Vermahnung zum Herrn<<. Unter neun
Kindern, sechs Knaben und drei Mädchen, die den Schulmeistersleuten
beschert worden waren, stand Gottlieb in der Mitte. Bei dem schmalen
Einkommen des Vaters und den schlechten Zeiten -- es begannen damals die
Napoleonischen Kriege -- war das tägliche Brot oft recht knapp; noch in
seinem Alter konnte Kolb davon sagen, wie die besorgte Mutter den
Kindern zuweilen die Kartoffeln vorgezählt habe, damit keines eine zu
viel oder zu wenig erhalte. Auch geriet die Familie eine Zeitlang in
solche Not, daß ihr eine Scheune zum Aufenthalt dienen mußte. Diese
Schule der Armut und Entbehrung verlieh Kolb die ihn kennzeichnende
Bescheidenheit, die ihn später befähigte, gerade mit einfachen Leuten
niederen Standes so verständnisvoll und herzlich teilnehmend umzugehen.
Seiner geistigen Entwicklung jedoch taten diese dürftigen äußeren
Verhältnisse keinen Eintrag. Gesund und kräftig wuchs er heran und
zeigte in mancher Beziehung eine Frühreife, daß er die Leute oft in
Erstaunen versetzte. So hat er z. B. schon mit zwei Jahren Melodien
nachgesungen. Obwohl er der Liebling der frommen Mutter war, ließ ihm
diese nichts hingehen, sondern hielt immer auf strengen Gehorsam. Bei
seinem starken Eigenwillen wardies oft keine leicht Sache ... |
|
Erwin Bosler Menschenfreund Gregory
Ein Jüngerleben im 20. Jahrhundert Franz, 1964, 26
Seiten, 50 g, geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 34 Díe Vorfahren In
Gregorys Adern floß altes Hugenottenblut. Seine Urahnen zählten zu jenen
unbeugsamen Kämpfern, die in blutigem Ringen das Banner des Evangeliums
in Frankreich hochhielten. In diesen Familien galt es als
ungeschriebenes Gesetz, alles für den Glauben zu opfern. Auch als die
äußere Macht ihrer Partei gebrochen war, gliihte das Feuer des
Glaubenslebens unter der Decke verborgen weiter mit der Bereitschaft,
wenn nötig, auch im fremden Land für den Glauben zu kämpfen. Darum
besann sich der junge Offizier René Gregoire nicht lange, als der
feurige Lafayette Freiwillige für den Unabhängigkeitskampf der
Nordamerikaner anwarb. Diese Aufgabe mußte ihm edler erscheinen als der
Dienst für die verkommene Bourbonendynastie. So fuhr er mit anderen
jungen Franzosen über den Ozean und focht mit Auszeichnung unter den
Fahnen Washingtons bis zur Erringung des Siegs. Während aber seine
Kameraden nach dem Waffenstillstand wieder in die Heimat zurückkehrten,
gefiel es dem Hugenotten -so gut in der neuen Welt, daß er sich ein
großes Gut auf der Insel San Domingo erwarb. Er fand ein treues Weib,
und als ihm ein Knäblein geboren wurde, fühlte er sich auf dem Gipfel
des Glücks. Aber jäh brach die Katastrophe herein. Auf der üppig
fruchtbaren Insel flammte ein Sklavenaufstand auf. Die Aufrührer
stürmten das Haus und mordeten den Besitzer. Ein Wunder war es, daß
die schwache Frau sich und ihr Kind vor der mordgierigen Bande retten
konnte. Sie gab den vaterlosen Knaben in die Hände eines
Schiffskapitäns, um ihn aus dem unruhigen Land fortzubringen. Das Leben
als Schiffsjunge war fiir den kleinen Burschen eine harte Schule, aber
er bestand die Probe. Das Meer wurde ihm so vertraut, daß er ihm treu
blieb bis zum Lebensende. lm Lauf der Jahre gelang es ihm, sich vom
armen Schiffsjungen bis zum selbständigen Kapitän emporzuarbeiten ... |
|
Julius Roessle Philipp Matthäus Hahn
Gottesgelehrter und Erfinder Franz, 32 Seiten, 50 g,
geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 35 Die Welt, die ihn
angestaunt hatte, vergaß ihn. Später haben die Uhrmacher sich daran
erinnert, daß seine Erfindungen dazu beigetragen haben. Deutschland von
der englischen und französischen Überlegenheit, die nach den dreißig
Kriegsjahren eingetreten, zu befreien. Sie begannen ihn zu ehren. Die
»Stillen im Lande« aber bewahrten in einer Ecke der Stube den
»Fingerzeig zum Verstand des Königreiches Gottes und Christi.<<
Theodor Heuß Viele kennen heute
Philipp Matthäus Hahn, der zu den Schwabenvätern gezählt wird, nicht
mehr. Sie haben Wohl schon von Michael Hahn, dem Begründer der Hahnschen
Gemeinschaften gehört, auch der Name des Professors und Märtyrers
Traugott Hahn ist ihnen bekannt; aber sie sind überrascht, wenn man
ihnen von Pfarrer Hahn erzählt, der ein ehemals vielgelesenes
Predigtbuch geschrieben und eine astronomische ››Weltmaschin-e<<
konstruiert hat, die im Germanischen Museum in Nürnberg steht. Sie sind
vollends erstaunt, wenn man ihnen sagt, daß die heute auf der
Schwäbischen Alb, hauptsächlich in Onstmettingen und Ehingen verbreitete
Feinmechanik mannigfachen Anregungen Hahns ihre Entstehung verdankt.
Ein Junge sucht seinen Weg Philipp Matthäus Hahn entstammt -einem
schwäbischen Pfarrhaus. Am 25. November 1739 kam er in Scharnhausen auf
den Fildern zur Welt. Als vierjähriges Kind wurde er von seinem
Großvater bereits in die Anfangsgründe der lateinischen Sprache
eingeführt. Bald kam auch das Studium der griechischen und hebräischen
Sprache hinzu. Wir können uns heute kaum noch vorstellen, daß man ein
Kind so früh mit drei schweren Fremdsprachen bekannt machte. Die
Eltern taten wenig für die Pflege des Innenlebens ihres Kindes. Hahn
klagt später einmal, daß in seinem Elternhaus »nicht einmal -ein
gewöhnliches Morgen- und Abendgebet und keine elterliche Unterweisung
zur Gottesfurcht« üblich gewesen sei. Um so dankharer erinnerte er sich
seiner Tante, die mit ihm betete und ihn in den Reichtum... |
|
Anna Katterfeld Der Kreuzwirt
Aus dem Leben von Martin Boos, dem katholischen Priester
und Zeugen des Evangeliums Franz, 1964, 32 Seiten, 50 g, geheftet,
12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 36 Bei der Klausnerin
Auf den Winterwegen des schwäbischen Allgäus wanderte ein junger Kaplan.
Es war schwer, sich durch den tiefen Schnee hindurchzuarbeiten. Trotz
der Kälte kam er bei dem steilen Anstieg in Schweiß. An einem Kreuzwege
blieb er stehen. Er holte tief Atem und wischte die Stirn. Dabei warf er
einen Blick auf ein Häuschen, das wohl eine Viertelstunde weiter oben in
einer Bergspalte lag. »Die Klausnerin solltest wohl auch besuchen«,
sagte er zu sich; ››'s ist nimmer lang, daß sie es noch macht, hat der
Doktor neulich gesagt, und 's ist eine von denen, die immer offen sind
für geistlichen Zuspruch. Doch es ist bereits spät<<, fügte er in seinem
Selbstgespräch hinzu und blickte nach dem Himmel; »fast eine Stund'
nimmt der Weg mit dem Besuch immerhin, und der Alpbauer wartet. Solltest
Dich nimmer aufhalten.<< Br schickte sich an, weiterzugehen; aber
recht wohl war's ihm nicht dabei. Ein Ausdruck der Unruhe trat in sein
feines Gesicht. ››Wenn's mit der Klausn-erin nun doch schlechter stehen
sollte? Ist's recht, daß du vorüber gehst?<< murmelte er. Ein paar
Schritte war er noch durch den Schnee gestapft, da sah er, wie die Tür
des Häuschens oben geöffnet wurde und ein junges Mädchen über die
Schwelle trat. Kaum hatte sie den Kaplan erkannt, als sie den Pfad
hinuntersprang, der durch den Schnee führte. Leichtfüßig setzte sie über
die Schneewehen und stand in wenigen Minuten vor dem Kaplan, der ihr ein
Stück entgegengekommen war. »Euch schickt Gott, geistlicher Herr<<,
sagte das Mädchen und küßte ihm mit einem Knix die Hand; ››der Mutter
hat's grad' heut' so sehr um geistlichen Trost gebangt.<< |
|
Anna Katterfeld Der Reiseengel
Erlebtes von Anna Katterfeld Franz, 1968, 32 Seiten, 50
g, geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 37 Wir können nicht
anders, als dafiir dankbar sein, daß Gottes Wort uns den Blick hinter
den Vorhang in die Unsichtbarkeit schenkt und uns gewiß macht: wir sind
umgeben von den Boten Gottes, den ››dienstbaren Geistern, die ausgesandt
sind zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit«. Wie
fest unser Herr und die Apostel mit der Tatsädilichkeit der Engelwelt
rechneten, diirfen wir auch schon daraus ersehen, daß im Neuen Testament
die Engel etwa hundertundzwanzigmal erwähnt sind, und auch im Alten
Testament tritt uns ihr Dienst und ihr Auftrag immer wieder entgegen.
Wie mannigfaltig ist dieser Auftrag! Vom Engel des Gerichts an, der mit
bloßem Schwert vor der Pforte des Paradieses steht, aus dem die in Sünde
gefallenen Menschen vertrieben wurden, bis zu dem Engel und seinen
Scharen, die zu Weihnachten die große Freude verkünden, daß der Heiland
geboren ist, der das Paradies wieder geöffnet hat, wird Gottes Volk wohl
in allen Lebenslagen vom Dienst der Engel umgeben. Unter all diesen
Diensten will es mir scheinen, daß das Geleiten und Bewahren auf der
Reise ein besonders häufiger Auftrag an die Engelwelt sei. ››Der Herr
hat seinen Engeln befohlen über dir, daß sie dich behüten auf allen
deinen Wegen<<, heißt es im 91. Psalm. Wie läßt sich dieses »Behüten auf
den Wegen« durch die ganze Bibel verfolgen! Auf seiner gefahrvollen
Heimreise unter der Bedrohung von Esaus Rache begegnen Iakob ›>die Heere
Gottes« bei Mahanaim. Gottes Engel zieht vor Israel auf seiner
Wiístenwanderung her. Petrus wird durch einen Engel aus dem Gefängnis
geführt; Paulus erhält während des Schiffbruchs auf der Reise nach Rom
durch Engelsmund die Zusicherung... |
|
Friedrich Baun Der Hansmartin von
Mägerkingen (Johann Martin Mader) Vom Wirt zum
Gemeinschaftsleiter Franz, 1973, 32 Seiten, 50 g, geheftet, 12,5 x 19
cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 38 Unser Hansmartin
oder, wie sein eigentlicher Name lautet, Johann Martin Mader, wurde am
5. November 1804 als der jüngste Sohn des Hirschwirts Johann Adam Mader
in Mägerkingen geboren. Der Vater betrieb in dem auf der südwestlichen
Alb in einer württembergischen Exklave mitten in hohenzollerisdiem
Gebiet gelegenen Pfarrdorf neben seiner Wirtschaft und Bierbrauerei eine
ausgedehnte Landwirtschaft. Zwölf Kinder belebten allmählich das Haus,
von denen acht ein höheres Lebensalter erreichten. Als das jüngste war
Hansmarte der ausgesprochene Liebling des Vaters. Hansmartin wurde
ein frischer, fröhlicher Bursche, der sich seiner Jugend auch freuen
wollte. Wenn er auch zuweilen die Versammlung der Pregizerianer im Dorf
besuchte, so war er doch weit davon entfernt, seinen Weg als Iüngling
unsträflich zu gehen. Das zeigte sich bei einer Schlägerei in dem
benachbarten Dorf Hausen, an der auch er beteiligt war. Als ihn der
»Fleckenschütz<<, der ihn abgefaßt hatte, dem Schultheißen vorführen
wollte, nahm der bärenstarke junge Mann den Hüter des Gesetzes
kurzerhand am Schlafittchen, warf ihn auf einen Misthaufen und lief
davon. Dem Gefängnis vermochte er sich dadurch freilich nicht zu
entziehen. Der Vater starb, als Hansmartin erst sechzehn Iahre alt
war. Zuvor hatte er noch seinen zwei jüngsten Söhnen ein stattliches
Haus gebaut, das so eingerichtet war, daß Hansmartins Anteil Raum für
eine Wirtschaft bot. Als dieser einige Jahre später Haus und Feld in
eigene Bewirtschaftung iíbernommen hatte, zeigte sich bald das Bedürfnis
nach einer Gehilfin für ihn. An Anträgen fehlte es nicht; sie waren aber
alle nicht nach seinem Sinn, weil seine Freunde mehr auf das Vermögen
als auf die Person der künftigen Gattin sahen. Wenn er sich dann
überreden ließ, auf die ››Schau« zu gehen, dann kam er ... |
|
Hannah Müller Adelheid - kleines
Lebensstück Eine Konfirmandenerzählung Franz, 1968, 32
Seiten, 50 g, geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 39 >>Nach der
Konfirmation möchte ich gleich fort<<, sagte Adelheid und schaute zum
Fenster hinaus, wo die Weiden silbrige Blätter im Winde bewegten.
››Was sagst du? Wohin? Warum?<< Die Mutter steckte mit beiden Armen in
der riesigen Backschüssel. Mit hochrotem Kopf hantierte sie nahe dem
Herd und schlug mit dem Holzlöffel den Hefeteig, bis er Blasen zeigte.
Sie hielt schnaufend und schwitzend inne. ››Was redest du für Unsinn?
Laß nur erst einmal die Konfirmation vorbei sein!-<< Adelheid, mit
dem trotzigen Schwung der Lippen und den träumerischen Augen der
Fünfzehnjährigen, sagte es noch einmal: »Gleich nach der Konfirmation
möchte ich fort. Es geht ganz leicht.<< »Es geht ganz leichte,
wiederholte ratlos die Mutter und setzte hinzu: »Du machst mich krank,
Kind. Du siehst, ich habe keine Zeit. In drei Tagen ist deine
Konfirmation. Putzen, backen; du mußt noch zum Friseur . . .<< ››Zum
Friseur will ich nicht<<, hakte Adelheid ein, ››das heißt, ich will
schon, aber ich mag keine Dauerwelle. Jetzt trägt man die Haare glatt,
und dort, wo ich hin Will, sind Zöpfe modern« »Wohin willst du denn
uin alles in der Welt?<< fragte die Mutter. »Wir sind doch so froh, daß
wir dich aus der Schule haben, daß du endlich, endlich so weit bist, uns
zu helfen -- und jetzt willst du fort! Sag, Wohin?<< »Irgendwohin, in
eine Stelle, auf eine Schule, ganz gleich wohin.<< Die Mutter atmete
auf. So hatte das Kind noch keinen bestimmten Plan. Zu all diesen Dingen
war sie noch zu jung. ››Ich bin gut ein Jahr älter als die anderen
Konfirmanden. Bin doch später in die Schule gekommen wegen des
Beinbruchs damals«, sagte Adelheid... |
|
Julius Roessle
Friedrich Christoph Oetinger
der Theosoph des Schwabenlandes
Franz, 1969, 32 Seiten, geheftet
2,60 EUR |
Goldregen Heft
43 Unter den Theologen seiner Zeit nimmt
Friedrich Christop Oetinger eine Sonderstellung ein. Wiewohl er mit
Johann Albrecht Bengel jahrelang in Verbindung stand, gehört er doch
nicht zu seinem engeren Schülerkreis. Er war ein Mann eigenster Prägung.
Seine Theologie war ihm »Erkenntnis der Wahrheit zur Gottseligkeit«. Der
Gedanke an Gott und der Bezug des ganzen Lebens auf Gott ist der goldene
Faden, der sein Leben durchzieht von den Tagen der Kindheit bis ins
Alter.
Dem heutigen Menschen ist seine Theologie, in der sich kabbalistische,
mystische, theosophische, alchimistische und andere Gedankengänge mit
einer großen Schau der Bibel mischen, weithin schwer zugänglich. Auch
sein Lebensweg unterscheidet sich merklich von dem des stillen und
zurückhaltenden Bengel. |
|
Käthe Koch Ein Leben auf Gottes
Straße
Franz, 1974, 32 Seiten, 50, geheftet, 12,5 x 19
cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 44 So begann mein
Leben An einem Februartag kam ich zur Welt. Es war in Effringen,
einem kleinen Dorf droben irn Schwarzwald. Meine Eltern waren
bescheidene Bauersleute. Der Vater ging auswärts zur Arbeit, am Abend
schaffte er in der kleinen Landwirtschaft die schweren Arbeiten, die
meine Mutter den Tag über nicht bewältigen konnte. Ein mühsames Leben,
das diese Menschen oft hart und manchmal auch bitter machte. Ein
Büblein war meinen Eltern schon vor mir geboren worden. So wartete meine
Mutter sehnlich auf ein Mädchen, das ihr in etlichen Jahren auch im
Haushalt tüchtig zur Hand gehen könnte. Aber der Mensch denkt - und Gott
lenkt. Es kam ganz anders. Ich kam hilflos und elend zur Welt, kaum
als ein menschliches Wesen zu erkennen, ein zusammengerolltes Etwas.
Meine Fersen lagen in den Handhöhlen, Füßchen und Händchen wie leblos,
viel zu schwach, um sich zu bewegen oder gar zu strampeln. So erzählte
mir meine Mutter später. Doch war rasch ein Arzt zuhand, der mich
wenigstens so weit zurecht richtete, daß ich ausgestreckt in das
bereitgestellte Körbchen gelegt werden konnte. Ich war also das, was
andere verächtlich oder mitleidig eine Mißgeburt nannten. Meine Eltern
riefen sofort den Pfarrer und ließen mich taufen. Sie hatten keine
Hoffnung, daß ich am Leben bliebe. Und doch geschah es. So sehr dies
fiir meine Eltern und Anverwandten Freude und Wunder war, manchmal mögen
sie doch niedergeschlagen vor meinem Bettchen gestanden und nach dem
Sinn meines Lebens gefragt haben. Mein Vater war ein Mann der Tat.
Er sah, daß ich lebte und also auch am Leben bleiben mußte. Ich wurde in
die Klinik eines nahen Städtchens gebracht. Aber dort riet man meinen
Eltern, mich wieder mitzunehmen und nicht vor zwei Iahren
wiederzukommen. Jede frühere Behandlung sei zwecklos. Gute Freunde und
getreue Nachbarn sprachen meinen Eltern von diesem und jenem.
Quacksalber und Wahrsager wurden empfohlen. Einer tauchte auch einmal
auf und gab den trefflichen Rat,'m-an solle meine Armchen und Füßchen
jeden Abend rnit Speichel einreiben. Aber am Ende blieb nichts, als eine
große Ratlosigkeit aller, die mich sahen. Mein Vater hielt das nicht
aus. Er brachte in der Landeshauptstadt eine Klinik in Erfahrung, in der
mir anscheinend geholfen werden konnte. Aber die Reise ... |
|
Gotthilf Trautmann Das Regele von
Sommenhardt Wiedergegeben nach eigenen Erzählungen
Franz, 1964, 28 Seiten, 50 g, geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 45
Beispielseite |
|
Hannah Müller Furcht vor Weihnachten
Weihnachtsgeschichten Franz, 1961, 32 Seiten, 50 g,
geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 46 FURCHT VOR
\/VEIHNACHTEN Beate hatte den ganzen Tag gearbeitet. Die Wohnung
blitzte und blinkte. Es roch nach feinem Kuchen. Die Heizung surrte, und
frische Tannenzweige dufteten in der Wärme. Beate zog sich urn, hängte
das Arbeitskleid an den Haken. Bald wiirde ihr Mann heiinkoinmen. Er
sollte sie sauber und gepflegt finden, das mochte er gern. Sie beide
waren kein junges Ehepaar mehr. Die Kinder lebten ihr eigenes Leben, und
rnanchnial wurde schon vom Ruhestand gesprochen. Beate ging in der
Wohnung hin und her, richtete das Abendessen, sah nach der Uhr. Da
begannen die Glocken zu läuten. Die Kirche stand nicht weit. Die Glocken
läuteten Advent. Beate wußte das. Sie bekam traurige Augen. Wie
viele Mensehen sich wohl über das Adventsgeläute freuen, wie viele schon
ihre Freude weiter laufen lassen bis hin zur Weihnachtszeit, zuin Hemgen
Abend! Sie seufzte ein wenig vor sich hin. ››Ich«, dachte sie, »ich
freue mich nicht, nicht auf Advent, erst recht nicht auf l?leilinachten.
ich, ich 'fürchte mich.« Sie wußte auch, warum. Es war jedes Iahr
dasselbe. Zu Weihnachten gehören Wünsche, und zu diesen gehörte
hinwiederum Geld. Nicht, daß Beate und ihr Mann arm gewesen wären, o
nein, sie lebten in geordneten und guten Verhältnissen. Aber wenn
Weihnachten sich anzeigte und Beate Wollte, ja mußte schenken und um
Geld für Weihnachten bat, dann wurde ihr Mann unwillig, böse. »Ach, das
Getue mit den Geschenken! Schreibe jedem einen schönen Brief, darüber
kann man sich auch freuen.« Und wenn dann Beate erwiderte: »Aber du
kannst doch Rudolf... |
|
Hannah Müller samt allen Kreaturen
Tiergeschichten Franz, 1961, 24 Seiten, 50 g, geheftet,
12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 47 Leseprobe DER
BIBELHUND Der kleine und der große Bauernhof lagen am Dorfende.
Pebruarwind wehte föhnig über die Dächer. Der geschmolzene Schnee
rutschte ab und schlug hart vor den Fenstern herunter. Die Bäuerin
schaute flüchtig hinaus. Vor vierzehn Tagen war ihr Mann eingezogen
worden; aber er war in die Stadt gekommen, das Wetter tat ihm nichts,
weniger als daheim. Da wäre er heute im W'ald beim Holz gewesen.
Übrigens würde der Krieg nimmer lange dauern. Sie glaubte fest an dieses
Gerücht, es lief so heimlich von Mund zu Mund. Der Bauer war eines
Herzfehlers wegen so spät geholt worden. Es riß ihn deshalb auch nicht
weiter als bis zum Stacheldraht eines Gefangenenlagers. Dort ging er auf
und ab, das Gewehr über der Schulter, mit endloser Zeit, die daheim
seinem \/Veibe fehlte. Er dachte an sie und an sein Kind, an seinen
Sohn, nach sechsjähriger Ehe ihm vor zehn Wochen geboren, und daß er die
beiden zurückgelassen in der Einsamkeit des Dorfrandes. Der Knecht,
taub und arbeitsverkrampft, das Flüchtlingsmädchen, scheu und mit
seltsamen Lauten sprechend. wohnten mit auf dem Hofe, aber die beiden
boten Weder Schutz noch Gesellschaft für die junge Mutter und ihr Kind.
So hatte er den Hund gekauft, einen schwarzgelben starken Schäferhund,
ein noch junges Tier. Als der Hundezüchter ihn brachte, an einem
zerfaserten Strick, und das Lederhalsband ließ er sich Wieder
zurückgeben, da knurrte der Hund den Bauern an; aber der Frau stieß er
die Schnauze in die hängende bloße Hand, so daß sie erschrak, sich aber
sofort niederbeugte und ihre Finger zwischen die Weichen Hundeohren gab
und dort liegen ließ. Der Hund hielt still, und der weißbärtige
schmutzige Züchter schinunzelte= »Es ist ein Rüde, der geht zur Frau.<<
Das war dem Bauern recht. Er wollte einen Hund, der jeden Mann ansprang,
sei es Bettler, Bauer oder Soldat.Nachbar, Freund oder Feind. Also
Wurden sie handelseinig.... |
|
Rainer List Unverzagt und ohne Grauen
Das Leben Johann Jakob Mosers nach alten Quellen neu
erzählt von Rainer List Franz, 1969, 32 Seiten, 50 g, geheftet, 12,5
x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 48 Johann Jakob Moser
wurde am 18. Januar 1701 in Stuttgart geboren, wo sein Vater als
Expeditionsrat in der Verwaltung tätig war. Schon im heranwachsenden
Knaben zeigten sich große geistige Fähigkeiten; schnell und begierig
nahm er alles auf, was an ihn herangetragen wurde. Sein Vater hatte wohl
den Wunsch, die Begabung seines Sohnes zu fördern, doch fehlte ihm die
Zeit, ihn selbst anzuleiten und sein Lernen zu überwachen. So blieb
Moser, wie er selbst später berichtete, ››meisterlos«; er lernte zwar
vielerlei, aber nicht immer das, was er sollte. Einmal bat er den
Vater inständig, er möchte ihm doch die alten Bücher kaufen, die ein
Buchhändler zu einem Spottpreis anbot. Es waren zwölfhundert Bände,
meist theologischen und philosophischen Inhalts, die der junge Moser nun
eifrig durchlas. Mochte der Nutzen solcher Zufallslektüre auch gering
sein, der Geist des Iünglings fand doch darin Nahrung, wodurch er vor
unnützem oder schlimmerem Zeitvertreib bewahrt blieb. Auch seine
Lehrer verstanden es nicht, die geistige Regsamkeit Mosers zu lenken. Im
Gegenteil, der übersprudelnde Fleiß ihres Schülers verdroß sie. Der
Rektor des Gymnasiums schalt ihn einen überlästigen Burschen, weil er
ihm zu viel lateinische Arbeiten zur Durchsicht brachte, und einer
seiner Präzeptoren, dem er auf einmal tausend lateinische Verse
vorlegte, warf das Heft voller Unwillen zur Seite, wobei er sagte:
››Narr, meinst du, ich habe meine Besoldung allein für dich? Mehr
als dem Vater, den er im Jahre 1717 verlor, scheint Moser seiner Mutter
verbunden gewesen zu sein. Sie war eine für die damalige Zeit
weitgereiste Frau, kenntnisreich, gütig und von großer Bescheidenheit.
Eines Morgens erklärte sie ihrem Sohn, sie habe einen bedenklichen Traum
gehabt, Wonach er in großer Lebensgefahr stehe; er dürfe deshalb heute
nicht ausgehen. Nun wurden an diesem Tag vom obersten Boden des Hauses
gefüllte ... |
|
Hannah Müller Das Konfirmandenkleid
Kurzgeschichten Franz, 1962, 28 Seiten, 50 g, geheftet,
12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 49 1 Das
Konfirmandenkleid Christa ging vom Konfirmandenunterricht heim in das
elende Häuslein des Hinterhofes. An der Tür klebte ein Zettel:
Otruski.Das hatte Mutter geschrieben. Nebenan hing auch ein Papier:
Littner. Das waren die Blinden. Sonst wohnte niemand in dieser
Notunterkunft ohne elektrisches Licht und ohne Wasseranschluß. In der
Hofecke tröpfelte der Brunnen. Christa holte den Schlüssel aus dem
Versteck. Mutter arbeitete in einem feinen Blumengeschäft. Ietzt vor den
Pesttagen mußte sie Überstunden machen. Sie hatte keinen Mann, das
Mädchen keinen Vater. Christa legte ihr Heft vor sich auf den Tisch.
Aus den Aufschreibungen des Konfirmandenunterrichts leuchtete rot
unterstrichen heraus: Du sollst deinen Nächsten lieben. Ietzt sollten
sie sich daheim besinnen, wer diese Nächsten waren. Christa wußte
sofort: Die Mutter. Klar, das gehörte sich so, und es stimmte auch. Nur
gerade heute. . . Christa seufzte. Heute früh hatte es Streit gegeben.
Christa zog ihre Beine unter dem Tisch hervor und betrachtete sie genau,
zwei gerade, dünne, lange Mädchenbeine, die in grünen Strürnpfen
steckten; an den Füßen prangten die neuen hellbraunen Sportschuhe.
Soweit war alles in Ordnung. Aber statt mit dem blauen, vertragenen
Kleidchen sollte es mit dem karrierten Wollrock und flottem Pulli
weitergehen. Mutter hatte diese Dinge glatt verweigert, abgestrichen,
kein Wort mehr davon. Und Christa wußte, Mutter hatte recht; das Kleid
zur Konfirmation, schwarze Strümpfe, neue Wäsche, die waren nötiger. Das
Mädchen starrte in ihr Heft. Du sollst deinen Nächsten lieben. Wen? Was
sollte sie schreiben? Langsam, fast widerwillig, schob sie den
Füllhalter über das Papier, schrieb: Die Mutter. Weiter. Wen noch? Sie
kannte fast niemand in der Stadt, sie wohnten erst zehn Wochen hier.... |
|
Friedrich Baun Der Glemsermarte
(Martin Fauser) Ein schwäbischer Glaubensmann Franz,
1962, 36 Seiten, 50 g, geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 50 Das Land auf und
vor der mittleren Alb ist die Heimat eines urwüchsigen und kantigen
Menschenschlags, in dem Charakterfestigkeit und Originalität besonders
gut gedeiht. Hier hat auch der christliche Glaube tiefer als anderswo
Wurzel geschlagen und Menschen geformt, die weit über ihren
Wirkungskreis hinaus bekannt geworden sind und deren Andenken mit Recht
immer noch lebendig ist. Es sei hier nur Hülben genannt, ein Dorf auf
der Hochfläche der Alb, hart an der Bergkante gelegen, ein Segensort,
von dem aus mehrere Generationen der Lehrersfamilie Krallen eine für das
ganze Land und darüber hinaus bedeutsame Wirksamkeit entfaltet haben.
Der Glemsermarte, von dem in diesen wenigen Blättern kurz erzählt werden
soll, ist auch einer von denen, die sich oft in Hülben Rat und Stärkung
holten, und in der Tat ist es dieser prächtige, aufrechte Mann wert,
auch heute noch unvergessen zu bleiben. In einem versteckten
Seítentälchen der Erms an die steile Bergwand der Hochalb geschmiegt,
liegt das freundliche Kirschendörfchen Glems, das den bescheidenen
Schauplatz für dieses bei aller Schlichtheit so merkwürdig anziehende
Leben abgegeben hat. Hier ist Martin Fauser am 24. Iuli 1767 als Sohn
eines Bauern und Wagners auf diese Welt gekommen und im Schoße einer
gottesfürchtigen Familie aufgewachsen. Von den rechtschaffenen Eltern
wurde er in der Sitte der Zeit streng gehalten. Das tat der gesunden
Entfaltung des munteren Buben aber keinen Eintrag. Noch im hohen Alter
sprach er nur in größter Ehrerbietung und Dankbarkeit von seinen
wackeren Eltern. Eine fromme Kindsmagd und ein gläubiger Schulmeister
mit Erfahrung in Glaubensdingen standen ihm am goldenen Morgen seines
Lebens zur Seite und taten viel dazu, seine junge Seele auf das
Göttliche zu lenken. Mit der Konfirmation kam fiir Martin eine neue
Wegscheide heran. Ihm ward die Wahl nicht so schwer; er kehrte sich zum
schmalen Weg, schloß sich der Versammlung seines Heimatorts an und
besuchte an Sonn- und Feiertagen auch die der Umgegend.... |
|
Friedrich Baun Der Karle von Beuren
(Karl Buck) Ein Stiller im Land Franz, 1973, 32 Seiten, 50 g,
geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 51 Am Fuß des
I-Iohenneuffen, der gewaltigen Burgruine vor der Schwäbischen Alb, liegt
das Dorf Beuren, eine einstmals noch kleine, heute aber stattliche
Ortschaft. Obstbaumwiesen und wohlbestellte Felder umschließen das Dorf,
und an den steilen Berghalden ziehen sich sonnige Weinberge hinauf. Zu
den begiitertsten Bürgern der Gemeinde gehörte damals der Bauer Karl
Buck, der Vater des Mannes, von dem dieses Büchlein erzählen soll. Es
war ein rechtschaffener und kirchlich gesinnter Mann, der in seinem
Hauswesen streng auf Zucht und Ordnung hielt und am Sonntag Vormittag
regelmäßig mit seinen Kindern und seinem Gesinde den Gottesdienst
besuchte. Nachmittags nach der Christenlehre wurde zu Hause eine Predigt
gelesen, bei der auch keines fehlen durfte. Die Mutter, Marie Katharina
geb. Nething, stammte aus einem Gemeinschaftshaus, erwachte aber erst
später zu einem eigenen inneren Leben. Ursprünglich zum Geiz neigend,
wurde sie je länger, je mehr sehr mitleidig und freigebig gegen alle
Armen und Notleidenden. Im Hungerjahr 1817 traf sie, wenn sie vom Feld
heimkehrte, fast immer arme Kinder an, die auf ihrer Staffel sitzend
Brot von ihr erwarteten, und nie gingen sie leer aus. Eine Schwägerin,
die Schwester des Vaters, sagte einmal vorwurfsvoll zu ihr: ››Horch, wie
kannst du nur deine Laib' so freudig ausschneiden?« Darauf entgegnete
sie: »Ich glaub', wenn ich den Armen einen Laib Brot ausschneide, so
lauft ein Scheffel Korn die Bühnenstiege hinauf«. Ihr Mann ließ sie auch
gewähren und sagte später nach ihrem Tod, daß er in seiner
Landwirtschaft so viel Glück gehabt habe und zu etwas gekommen sei,
verdanke er dem Segen seiner ersten Frau. Diesen wackeren- Leuten
wurde am 21. September 1813 der erste und einzige Sohn geboren, der nach
dem Vater Karl, oder wie man ihn sein Leben lang hieß, ››Karle« genannt
wurde. ... |
|
Dorothea Hollatz Das Antlitz hinter
den Stäben 4 Erzählungen Franz, 1963, 32 Seiten, 50 g,
geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 53 Das Antlitz hinter
den Stäben Jeden Morgen auf dem Gang zur Arbeit kam Lehnert am
Gefängnis vorbei; er dachte sich nichts dabei, denn er war es von jung
an so gewohnt. Über der Mauer längs der Straße ragten zwei rote
Baeksteingebäude hoch, am verschlossenen Doppelportal war die Tafel mit
den Besuchszeiten angeschlagen. Aus dem unsichtbaren Hof drang kein Laut
in die Welt der Freien. Als Marianne zum erstenmal mit ihrem Manne
diesen Weg ging, hob sie den Blick zu den Fenstern, deren blinde
Scheiben zum Teil zur Seite geschoben Waren und einen Ausguck
freiließen. ››Wie gräßlich, daß man von dort aus auf die St.aße
herunterschauen kann<<, sagte sie. ››Wieso?<< fragte der Mann.
»Schaut jemand herab und wo denn?<< Marianne zog ihren Mann zwei
Schritte zurück, wo die Ruine einer Hauswand ein Stück Gefängnismauer
freigab, darin eingelassen zwei vergitterte Fenster. Und an einem dieser
Fenster lehnte ein Kopf, ein Gesicht, ein Menschenantlitz. Marianne
zeigte hinauf. ››Hab noch nie darauf geachtet«, lenkte Lehnert ab,
»und ich bin ja auch bisher immer mit dem Rad gefahren« ››Und mir
zuliebe willst du von nun an zu Fuß gehen?« fragte Marianne. ››Wenn
es sich mit der Zeit irgend machen läßt, ja. Später, wenn das Motorrad
da ist, kann ich dich mitnehmen, dann fahren wir zusammen« Diese
Aussicht erschien sehr verlockend. Vorerst noch gingen sie zu Fuß,
Morgen für Morgen, und immer lehnte an den Gitterstäben des linken
Fensters das graue Gesicht ... |
|
Friedrich Baun Schultheiß Klaß von
Beuren Ein schwäbischer Gemeinschaftsmann Franz, 1964, 32
Seiten, 50 g, geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 54 Jugendjahre Die
Schwäbische Alb mit ihrem Vorland ist schon seit langem ein Herd des
württembergischen Gemeinschaftslebens. Den Mittelpunkt bildete das
Schulhaus in Hülben, wo über zwei Jahrhunderte lang die Familie Kullen
saß, die eine Reihe geschätzter christlicher Persönlichkeiten
hervorgebracht hat. Auch verschiedene hervorragende Pfarrer aus der
Bengelschen Schule haben in der weiteren Umgegend von Hülben gewirkt und
den Samen des lebendigen Wortes Gottes mit sichtbarem Segen ausgestreut,
so Fricker in Dettingen (1762--66), Brastberger in Nürtingen (1756-64],
Eytel in Neckartenzlingen (1785-88), und Hartirmmn in Neuffen
(1795-1803]. Deshalb finden wir um den Neuffen her eine Reihe alter und
blühender Gemeinschaften, und hier am Fuße der Alb wurde besonders
Beuren, ein stattliches Dorf von etwa 1200 Einwohnern, eine Pflegestätte
brüderlicher Erbauung und durch seine Monatsstunden ein Samrnelpunkt der
Stillen im Lande. Zwei weithin bekannte und geachtete Brüder treten uns
hier im vorigen Iahrhundert entgegen, der Weingärtner Karl Buck* und
Schultheiß Jakob Klaß, dessen Leben hier erzählt werden soll. Jakob
Klaß wurde geboren am 15. März 1822 als der fünfte Sohn unter acht
Kindern des Ioharm Martin Klaß, Weber in Beuren, und seiner Ehegattin
Veronika geb. Buck (einer nahen Verwandten des vorhin erwähnten Karl
Buck). Die Mutter war eine sehr fromme Frau, eine unablässige
Beterín, die oftmals auch mit ihrem kleinen Sohn betete. Das machte den
tiefsten Eindruck auf ihn und schloß sein Herz frühzeitig für die
göttliche Wahrheit auf; denn die Kindesseele ist wie ein weiches Wachs,
das mit leichter Hand geformt werden kann, wenn es nur mit der nötigen
Weisheit geschieht. Freilich, welcher Erzieher madit nicht auch seine
Fehler? So hat die energische Mutter ....
* Siehe ››Der Karle von
Beuren«, Verlag Ernst Franz, Metzingen [Goldregenheft
Nr. 51] |
|
Rainer List Freiheit in Gottes Hand
Paul Schneider 1897 - 1939 Franz, 1964, 30 Seiten, 50 g,
geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 55 Ein junger
Theologe, kurz vor seinem ersten Examen, notiert im Frühjahr 1922 in
sein Tagebuch: ››Kann mir Gott nicht Kraft geben, so viel er will, so
viel ich bedarf, und jedes vernünftige Maß über den Haufen werfen? So
bleibt mir also nur, mein Leben ganz auf Gott, den Übervernünftigen und
Wunderbaren, Allmächtigen und Grundgütigen zu legen. Von ihm will ich
mir sagen lassen, was ich zu tun, wie ich zu leben habe, und auf alle
eigenen Maßstäbe verzichten. Herr Gott, zeige du mir mein Ziel, das Ziel
meines Lebens und meiner Arbeit!« Ahnungsvoll hat
Paul Schneider in diesen Worten die
Grundlinie seines eigenen Lebens aufgezeichnet. Als Sohn eines
Pfarrers wurde Paul Schneider am 29. August 1897 in Pferdsfeld, Kreis
Kreuznach, geboren. Sein Vater war mutterlos herangewachsen und
vielleicht daher von herber, ernster Strenge. Die Mutter dagegen,
zeitweise als Erzieherin in einem Waisenhaus tätig, war großzügig,
fröhlich und herzensfromm. Dabei war ihr selbst kein leichtes Los
beschieden: ihre beiden ersten Kinder wurden tot geboren, sie selbst
litt an unheilbarer Gicht und war in ihren letzten Lebensjahren fast
völlig gelähmt. Trotz dieser Krankheit schenkte sie noch drei Söhnen das
Leben. Paul war ihr viertes Kind. 1915, ein Jahr nach dem Tod der
Mutter, legte er in Gießen sein Notabitur ab und entschloß sich, Medizin
zu studieren. Der Kriegsdienst trat dazwischen, Paul wurde verwundet und
später zum Leutnant bei der Artillerie befördert. Nach dem Krieg
erkannte er klar, daß er nicht zum Arzt, sondern zum Pfarrer berufen
sei. Zunächst wandte er sich mit großer Entschiedenheit dem Studium der
Theologie zu; doch beschäftigten ihn gleichzeitig die in der Luft
liegenden großen Themen Sozialismus und Bolschewismus. Er wollte
Theologie nicht als neutrale Wissenschaft studieren; seine Theologie
zielte unmittelbar auf das Leben der Gegenwart. Kein Wunder, daß der
Student umgetrieben wurde: er studierte in Gießen, Marburg und Tübingen,
er nahm rege ... |
|
Hildegard Schlunk Die Sybille
Franz, 1964, 32 Seiten, 50 g, geheftet, 12,5 x 19 cm
2,60 EUR
|
Goldregen Heft 56 Rose von Jericho
››Schwesterlein<< hast du mich genannt. Aber das war erst in der letzten
Zeit. Vorher hattest du einen .anderen Namen für mich, oder keinen. Ia,
ich glaube, daß du dich scheutest, mich mit dem Namen anzureden.
Vielleicht hast du dich sogar manchesmal vor mir gefürchtet. Ich - um es
gleich zu sagen, hatte Angst vor dir. Nicht eigentlich vor dir, sondern
Angst, dir wehe zu tun. Jedes Wort, das ich sagte, konnte dich zeitweise
verletzen. Wenn ich mich erinnern soll an die Stunde, da ich dich
kennenlernte, so finde ich sie nicht. Vor deinem Gesicht war ein anderes
Gesicht - das deiner Schwester. Ihr hattet Kindheit und Iugend zusammen
verbracht, und als sie heiratete, zogst du mit in den Haushalt, da sie
noch als Lehrerin tätig blieb. Deine Schwester hatte ein Schicksal, und
du, wie du glaubtest, keins. Sie hatte Mann und Kind gehabt, und dir war
als Mitgift ins Leben nur ein Gebrechen geschenkt worden. Was sage ich
da? Dir war die verwachsene Gestalt mit dem verkürzten Fuß wie ein
Fluch, und deine Seele hatte aus diesem Umstand die frühe Bitterkeit
gesogen, die dich glauben machte, du habest ein anderes Gesetz als sie,
die Glückliche. Zwar, als ich deine Schwester zum ersten Mal sah, war
auch sie schon vom Leid gezeichnet. Mann und Kind hatte sie in den Tod
geben müssen, Heimat war ihr genommen, und ihr Körper war schon
ausgeliefert an ein schleichendes Leiden: Glied um Glied würde der Leib
seine Kraft eínbüßen und daß ihr Geist klar und die Seele unter solchem
Vergehen standhaft bleiben möge, muß ihr einziges Gebet gewesen sein.
Ihr Gesicht aber schien unbetroífen von Krankheit und Verfall. In ihm
hatten sich die Kräfte eines erfüllten Lebens gesammelt, nun gab es
Zeugnis von. d-em Geist, der dieses Leben geformt hatte. Ich stand
damals in der Mitte meines Lebens und glaubte viel erlitten und erfahren
zu haben. Vor der Klarheit dieses Gesicht es wurde mir bewußt, daß ich
mich an solcher Reife noch nicht messen konnte... |
|
Helmut Ludwig Ärger mit dem neunten
Namen Erzählungen Franz, 1965, 32 Seiten, 50 g,
geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 57 Ärgrr mit dem
neunten Namen Es beginnt mit einem Skandal in einer kleinen
Universitätsstadt. Da ist der junge Bildhauer. Er sagt ganz einfach und
unmißverständlich: Und ich werde seinen Namen nicht austilgen! Da ist
der Direktor des städtischen Gymnasiums. Er kann die Eigenmäditigkeit
des Bildhauers nicht verstehen. Wie könnte er auch? Er kennt die
Vorgeschichte nicht. Da ist das Lehrerkollegium des Gymnasiums. Sie
stehen alle zur Meinung ihres Direktors. Wir verstehen das ganz gut,
bald. Aber der Bildhauer bleibt bei seinem Ausspruch. Da ist der
alte Freund jenes Lehrers, der die Hauptperson unserer Handlung
darstellt, ohne daß er es je gewußt hat. Und da ist endlich er
selbst, der unscheinbare Studienrat, der von seinen Sdtülern verkannt
wurde. Sie ließen ihren Übermut an ihm aus. Sie wollten nicht wissen,
daß er ein empfindsamer Mensch sei, daß sie ihm weh taten. Sie ahnten
nicht, daß er einmal die Stadt retten würde. Eines Tages erscheint
der Direktor des städtischen Gymnasiums in der Werkstatt des jungen
Bildhauers. Der alte Herr zieht die Brille aus dem Futteral und
betrachtet die Büsten, die Gipsabdrücke, die vielen fertigen und
halbfertigen Grabsteine und beginnt, sein Anliegen vorzubringen, ein
wenig umständlich und weit ausholend, aber wohl wissend, worauf er
hinaus will. Er ist noch ganz derselbe geblieben, fährt es dem jungen
Künstler durch den Kopf. Noch immer so wie damals, als ich vor ihm auf
der Schulbank saß. Und es sind doch schon viele Iahre vorübergegangen.
Die Zeit ist heute ganz anders geworden. Der Direktor erklärt dem
Bildhauer, wie es zu dem Beschluß kam, erzählt von den Vorbereitungen:
»Und so haben wir beschlossen... |
|
Annemarie Siebenbrodt Stunde der
Entscheidung Kurzgeschichten Franz, 1965, 28 Seiten, 50,
geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 58 Stunde der
Entscheidung Die sanfte Stille eines Sommerabends senkte sich über
das große Krankenhaus. Die weiten Korridore, die tagsüber von vielen
unruhigen Schritten und dem Rollen der Krankenwagen widerhallten, waren
menschenleer. Auch in der Privatstation des Professors war der Abend
eingekehrt. Die Patientinnen lagen bei weit geöffneten Fenstern in ihren
Betten oder saßen noch ein wenig auf dem Balkon, um die milde
Dämmerstunde zu genießen. Maria Helmreich nahm ihre Wasserkaraffe und
goß die Blumen auf dem Balkon vor ihrem Fenster. ››Als ich kam, wurden
sie eingepflanzt, jetzt stehen sie in voller Blüte, und wie bald kommt
das Verblühen und Vergehen<<, dachte sie. ››Bin ich wirklich schon zehn
Wochen lang hier? Wieviel habe ich erlebt in dieser Zeit an eigenein
Leid, und wieviel Einblicke habe ich genommen in die Schicksale Anderer.
Und nun soll ich wieder hinaustreten in das Leben, das vor mir liegt wie
ein Berg, den ich mit meinen schwachen Kräften nicht ersteigen kann.«
Maria Helmreich setzte sich auf einen Korbsessel an die offene Balkontür
und blickte verloren auf ihre kraftlosen Hände. Sie hatte eine schwere
Operation hinter sich und sollte im Lauf der nächsten Woche aus dem
Krankenhaus entlassen werden. Plötzlich stand Schwester Ursula im
Reisekostiim hinter ihr. Sie hatte das Klopfen iiberhört. »Ich möchte
mich verabschieden<<, sagte die junge Schwester. Unruhig gingen ihre
Augen hin und her und vermieden es, Maria anzusehen. »Heute schon? Das
hätte ich nicht gedacht. - Sie werden mir sehr fehlen. Wollen Sie sich
nicht wenigstens ein paar Minuten zu mir setzen? ... |
|
Christian Gollmer Ein Soldatenleben
in Krieg und Frieden erzählt von Christian Gollmer
Franz, 1965, 32 Seiten, 50 g, geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60
EUR
|
Goldregen Heft 59 Wer den ››Eberle
von Zell« * gelesen hat, der erinnert sich sicherlich noch der
Gollmersbuben von Oberlenningen, die dort erwähnt werden und von denen
der älteste, der Christian, als württembergischer Festungsartillerist
den Siebzigerkrieg mitgemacht hat. Dieser Christian Gollmer, von Beruf
Schneider und ein Glaubensmann wie sein Freund und geistlicher Berater,
der Eberle, hat Aufzeichnungen aus seiner Soldatenzeit hinterlassen, die
auch heute noch lesenswert sind. Deshalb soll er uns auf den folgenden
Seiten ein wenig von seinen Erlebnissen und Erfahrungen berichten, die
für manchen jungen Streiter Christi immer noch hilfreich sein können. Er
erzählt: Im Frühjahr 1867 wurde ich Soldat. Schon auf der Eisenbahn»
fahrt nach Ulm gab's viel Spott, weil ich mich an den Ausgelassenheiten
der Miteinberufenen in keiner Weise beteiligte. In der Reiterkaserne in
Ulm mußten wir alle antreten und wurden aufgefordert, uns freiwillig zu
dieser oder jener Waffengattung zu melden. Die meisten meiner Kameraden
taten dies; ich aber blieb stehen. Ich hatte Hemmungen, selber zu
wählen, und wollte mich lieber anweisen lassen; dies wollte ich dann als
den mir von Gott verordneten Weg annehmen. So wurde ich schließlich zur
Festungsartillerie bestimmt. Nach einem kurzen Marsch zur
Festungsartillerie-Kaserne mußten wir im Hof eine Weile Warten. Da
schrie ich innerlich zu Gott, er möge mich doch bewahren, daß ich da
drin nicht des Teufels werde. Alsbald hörte ich im Innern eine Stimme
ganz ruhig zu mir sagen: ››Dir mag da drin begegnen, was da will; du
hast alles aus meiner Hand anzunehmen. Ich bin es, der dich da
hineinstellt; du hast es deshalb allein mit mir zu tun und ich mit
dir.<< Dies konnte ich fassen und glauben. Es blieb auch fest in mir
iiber die ganze Militärzeit und bewährte sich selbst unter den
schwersten Stürmen. ... *
Goldregenheft Nr. 22 |
|
Werner Krause Mutter, ich werde dich
nie vvergessen Der Weg des Pastors Christian Jensen
Franz, 1974, 32 Seiten, 50 g, geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60
EUR
|
Goldregen Heft 60 Die Schule in dem
kleinen Kirchdorf Fahretoft an der Nordsee war aus, und die Kinder
drängten lärmend hinaus. Der neunjährige Christian Jensen schien es
heute eiliger zu haben als alle andern; denn als Niss Payssen ihm
nachrief, ob er nachmittags zum Püddenland komme, um auf dem tiefen, mit
Wasser bedeckten Gelände Boot zu fahren, bekam er keine Antwort. Der
kleine Jensen eilte sofort zum Kaufmann, um einige Besorgungen fiir die
Mutter zu erledigen, und machte sich dann schnell auf den Weg zur
heimatlichen Lütjenswarf. Die Liitjenswarf bestand aus einem breiten
Erdhügel, auf dem mehrere Gebäude standen. Eines der Häuser gehörte
Christians Vater, dem Deicharbeiter Volquard Jansen. Christian hatte
von der Schule bis zum Elternhause einen Weg von etwa einer halben
Stunde. ››Mia, meine arme, kranke Miai« fliisterte der Junge mehrmals
während des Laufens. Seine Schwester, zwei Jahre jünger als er, hatte
ihn heute morgen so sonderbar angesehen, als er vor dem Schulgang an ihr
Bettchen getreten war, um sich zu verabschieden. Das ernste Gesicht des
Vaters und die versteckten Tränen der Mutter hatten ihm bereits in den
letzten Tagen verraten, daß sein Schwesterchen sehr krank war. Jetzt kam
er am Friedhof vorüber. In diesem Augenblick fiel ihm das Lied ein, das
seine Mutter gern und oft sang: »Nach einer Prüfung kurzer Tage erwartet
uns die Ewigkeit<<. ››Nein, lieber Gott, nein! Meine Mia soll nicht auf
den Friedhofl« schrie der Junge mit Tränen in den Augen. Es war nur noch
eine kurze Strecke bis zur Lütjenswarf. Keuchend rannte er den Deich
entlang. Noch ein paar Schritte, dann öffnete er die rot und gelb
bemalte Türe und betrat die Diele. Die Mutter erwartete ihn schon. Sie
stand mit gefalteten Händen und verweinten Augen vor der Stube. ››Nein,
Mutter!<< schrie Christian noch ganz außer Atem. Da preßte die Mutter
beide Hände vor das Gesicht und sagte schluchzend: >›Doch, Christian,
.unsere Maria ist von uns gegangen« Der Junge trat fassungslos an ihr
Bettchen. Da lag sie, die kleine Maria, blaß und stumm, doch schön und
friedlich wie ein kleiner Engel. Die Mutter beugte sich zu ihm hinab und
sagte: »Ich soll dir von unserer Mia etwas bestellen. Als du zur Schule
gegangen warst, sagte sie zu mir: >Wenn Christian wieder kommt, sage
ihm, daß ich im Himmel bin.<< - »Dann will ich auch dort sein!<< rief
Christian. »Wir müssen warten, bis uns der Herr ruft<<, erwiderte die
Mutter leise und trat gebeugt an das Fenster ... |
|
Margarete Noth Eine Bibel findet
ihren Platz Geschichten aus der Nachkriegszeit Franz,
1966, 32 Seiten, 50 g, geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 61 Eine Bibel fíndet
ihren Platz Mehrere Sommerwochen hindurch war Nickel, der Sohn eine
Freundin, Während eines Studienaufenthaltes mein Gast gewesen, und ich
hatte ihn schon fast wieder vergessen, als an meinem Geburtstag ein
Päckchen von ihm kam. »Ich habe mir<<, schrieb er dazu, ››hin und her
überlegt, womit ich Ihnen meinen Dank ausdrücken und eine wirkliche
Freude bereiten kann. In der Buchhandlung, in der ich den Inhaber durch
meine Ratlosigkeit schon fast zur Verzweiflung gebracht hatte, wurde mir
schließlich diese Bibel vorgelegt. Sogleich erinnerte ich mich an die
Ihre, die so abgegriffen und unansehnlich geworden ist, und ich hoffe
nun zuversichtlich, daß dies für Sie so unentbehrliche Buch im neuen
Gewand mehr Freude bringt als irgendein anderes« Guter Nickel! Er
begriff noch nicht, daß ein Mensch mit seiner Bibel verwächst, und daß
ich mich von der meinen trotz zerschabten Einbandes und verblichenen
Goldschnittes niemals trennen würde, solange sie noch zusammenhielt. So
stellte ich das kostbare saffiangebundene Buch vorläufig in den
Bücherschrank, gewiß, daß ich selbst es niemals brauchen würde.
Vielleicht aber fand ich einmal einen Menschen, dem es zum Lebensbuch
werden könnte, einen, der mit hungrigem Herzen danach griff. Ein
halbes Iahr war dariiber vergangen. Ab und zu hatte ich es schon zögernd
in die Hand genommen, um es einem der Menschen zu schenken, die auf der
Suche nach Wahrheit sich einzeln oder in kleinen Gruppen zum Gespräch
einfanden. Aber immer wieder stellte ich es zweifelnd oder abwartend
zurück. Es war ... |
|
Waltraud Nicolas Das andere Gesicht
Geschichten aus Russland Franz, 1967, 32 Seiten, 50 g,
geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 62 DIE BABUSCHKA UND
DER REICHE JÜNGLING ››Babuschka, erzähl uns eine Geschichte<<,
bettelten die Jüngsten. ››Ja, Babuschka, erzähl etwasl« fielen die
Frauen ein. Wenn die Babuschka erzählte, wurde es in der Frauenzelle
still wie in der Kirche. Dann glitten die endlosen Abende dahin wie
bunte Kinderträume, über denen man die Wirklichkeit vergaß, diese rauhe
und graue Wirklichkeit des Stalingrader Untersuchungsgefängnisses, in
dem wir Lachen und Weinen verlernt hatten. »Ich weiß nichts mehr<<,
seufzte die alte Babuschka. »Alle Märchen, die ich kenne, habe ich schon
erzählt. Und sonst weiß ich nur noch die heiligen Geschichten, aber die
wollt ihr ja nicht hören.<< »Meinetwegen erzähl auch die heiligen
Geschichten - besser als gar nichts<<, sagte Lena müde. »Was soll man
denn tun in diesem elenden Verdammtsein zum Nichtstun? Und vom Denken
wird man beinahe verrückt« »Nun fang schon an, irgend etwasi«
drängten die Mädchen. »Also gut, hört zul« sagte die Babuschka. »Genau
weiß ich es nicht mehr, ich kann ja nicht lesen, und mir hat es auch nur
meine Mutter erzählt - das ist schon lange her. Es war einmal ein
junger Zarensohn, der wohnte in einem Schloß, das ganz aus blauen und
grünen Diamanten gebaut war. So ein prächtiges Schloß hatte es auf der
weiten Welt noch nicht gegeben. Die Türen waren aus Silber und die
Tische und Stühle aus purem Gold. Im Garten zwitscherten bunte Vögel,
die Rosen waren so groß wie Pfannkuchen, und die Lilien leuchteten wie
der Mond. Wenn ihr aber erst in die Schränke und Truhen gesehen ... |
|
Rainer List Johann Jakob Kuhn in
Zainingen
Franz, 1967, 32 Seiten, 50 g, geheftet, 12,5
x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 63 Die Schwäbische Alb
gehört ohne Zweifel zu den reizvollsten Landschaften unseres Landes.
Vielgestaltig, bald rauh, schroff und abweisend, bald heimelig, lieblidi
und einladend begegnet sie dem Wanderer - einst und heute. Die Natur
prägt diese Landschaft so stark, daß der Mensch, der sie bewohnen will,
ein Stück der Natur in sidi aufnehmen muß. Kein Wunder, daß audi bei den
Älblern, den Menschen auf der Alb, Rauhes und Zartes, Derbes und Inniges
auf vielgestaltige Art vermisdit erscheinen. Auf der Höhe der
Schwäbischen Alb, etwa zwölf Kilometer östlich von Urach und 800 Meter
hoch, liegt das Dorf Zainingen. Als dem Magister Iohcmn Iakob Kuhn im
Jahre 1729 die Pfarrstelle dort übertragen wurde, da fielen ihm zuerst
die Disteln und Dornen seiner neuen Aufgabe in die Augen. Kulm war der
Sohn eines Uracher Bürgers; er kannte also die Menschen der Alb. Er war
auch mit 33 Jahren kein Jüngling mehr, dem es an Erfahrung gefehlt
hätte. Aber was er in seiner neuen Gemeinde vorfand und beobachten
mußte, das brachte sein Blut in Wallung. So hatte er sich seine Gemeinde
nicht vorgestellt! Das Fluchen war ihm das erste Ärgernis. Einige der
Männer taten sich mäditig groß damit. Lästerliche Redensarten,
ellenlange ››Kraft<<-Ausdrücke und häßliche Verwünschungen begleiteten
die alltäglidisten Arbeiten. Wo lautstarke Schreier vorangehen - und
sei's mit bösem Beispiel -, da folgen in kurzem viele andere nach. In
Zainingen hatte diese üble Sitte so um sich gegriffen, daß sogar Kinder
und Frauen auf der Dorfstraße lauthals fluchten. Ähnlich widerwärtig
war für den neuen Pfarrer die Sonntagsbeschäftigung, der viele Zaininger
mit Leidenschaft ... |
|
Werner Krause Es gibt keinen anderen
Weg Das Leben der Maria Scobcova Franz, 1968, 30 Seiten,
50 g, geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 65 Als Lisa Pilenko in
Anapa, einem Hafenstädtchen am Schwarzen Meer, ihre Iugendjahre
verlebte, regierte in Rußland der letzte Zar. Sie kannte damals keine
Sorgen. Ihre Eltern konnten es sich leisten, jedes Iahr, bevor der
Winter begann, weit hinauf in den Norden in die damalige Hauptstadt
Petersburg zu reisen, wo die Familie mehrere Monate bei einer
wohlhabenden und in der Gesellschaft angesehenen Großtante wohnte.
Natürlich bot die Hauptstadt des großen Russischen Reiches vielerlei
Abwechslung. Früh lernte die kleine Lisa den Prunk der vornehmen Welt
kennen. Aber damals schon begnügte sie sich nicht mit äußeren
Eindrücken. Ihr wacher Verstand versuchte, tiefer in das Innere der
Dinge einzudringen. Schon als Kind ahnte sie, daß der Glanz aller
Äußerlichkeiten trügt und auf die Dauer nicht befriedigen kann. Ihr
feines Gemüt litt tief, wenn sie offensichtliche Ungerechtigkeiten
bemerkte und wenn andere Kummer und Sorgen hatten. Wie konnte Gott das
zulassen, und wie konnten es viele wohlhabende Menschen ertragen, manche
ihrer Mitinenschen in größter Armut dahinvegetieren zu sehen? Lisa
sehnte sich immer mehr danach, darüber mit jemand zu sprechen, der dank
seiner Stellung den notwendigen Weitblick hatte. Vielleicht würde ihr
dann manches klarer, und sie wäre die schreckliche Unruhe los?
Schließlich glaubte sie, solch eine Persönlichkeit in Konstantin
Petrowitsch, einem guten Bekannten ihrer Großtante, gefunden zu haben.
Er gehörte zu den Großen im zaristischen Rußland: als Oberprokuror stand
er an der Spitze der höchsten kirchlichen Behörde, des Heiligen Synod,
und war in dieser hervorragenden Stellung allein dem Zaren unterstellt.
Konstantin Petrowitsch war ein kinderlieber Mann. Jedesmal wenn Lisa mit
ihren Eltern aus dem Süden in Petersburg eintraf, unterrichtete ihn die
Großtante von der Ankunft der Verwandten. Meistens suchte er kurz darauf
das Haus der Großtante auf, um die Verwandten wiederzusehen....
Maria Skobzowa geboren als Jelisaweta Jurjewna Pilenko, * 8. Dezember in
Riga; † 31. März 1945 in Ravensbrück, war eine russische Dichterin,
Nonne und Gerechte unter den Völkern. Während des Zweiten Weltkriegs war
sie Mitglied der französischen Widerstandsbewegung. Bekannt wurde sie
unter dem Namen Mutter Maria |
|
Hannah Müller-Koller Das Brandmal
Eine Weihnachtsgeschichte Franz, 1969, 32 Seiten, 50 g,
geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 66 Urn die Kirche,
eine alte Wehrkirche, lief die dicke Mauer, oben abgeflacht. Einstmals
mußten vier Türme Friedhof und Gotteshaus abgeschirmt haben. Ietzt War
nur noch einer da, der sogenannte Wachturm. Er barg ein Zimmer mit
Nebenraum. Darunter führte durch das Tor der bucklige, holprige,
gepflasterte Weg, der Kirchenweg für das ganze Dorf. Durch das düstere
Tor trugen die Bauern ih-re Kinder zur Taufe und die Toten zur letzten
Ruhe. Der Hochzeitszug schritt durch das Tor: weiße Bräute, junge Männer
mit dem Myrtenzweig im Knopfloch. So gingen sie noch heute, so waren
schon ih-re Vorväter gegangen. Es war ein Dorf, in dem noch vie-le gute
alte Sitten, aber auch seltsames Brauchtum lebte. Krieg und Flüchtlinge
hatten manches verwischt und verändert. Der Wachturm zum Beispiel,
der seit Jahr und Tag leer gestanden hatte, war jetzt einer jungen
Kriegswitwe als Wohnung zugewiesen worden. Der Bürgermeister hatte für
vierzig Flüchtlinge Unterkunft zu schaffen. Warum nicht den Turm
einbeziehen? Ganz früher hatte dort eine alte Frau gewohnt, die
allerdings als Hexe verschrieen war. Kein Wunder, denn im Turm sollte es
umgehen, und die Toten lagen so nahe. Der Bürgermeister bot sein
Turmgelaß an, lobte es sogar ein wenig: »Man ist allein. Es gibt keinen
Streit. Und die Aussicht über die Mauer weg bis hinüber zum Fluß,
wunderbar - und doch nicht weit ins Dorf, nicht so abseits gelegen<<,
und er deutete auf die einsame Mühle mit ihren zwei Austragshäuschen.
Vierzehn Personen hatte er dort untergebracht. Es meldete sich die
junge Frau. Oder war sie vielleicht nicht ... |
|
Werner Krause Der Weg nach Bethel
Friedrich von Bodelschwingh Franz, 1969, 31 Seiten, 50
g, geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 67 Der
Theologie-Kandidat Friedrich
von Bodelschwingh packte mit nachdenklicher Miene seine Sachen aus
dem Koffer, legte sie in die Kommode neben dem kleinen Fenster und nahm
auf dem Bettrand Platz. Er war am Ziel: Paris! Noch vor einem Jahr hätte
der junge Mann nicht daran gedacht, hier mit der seelsorgerlichen Arbeit
zu beginnen; denn sein Wunsch war seit langem die Heidenmission gewesen.
Seine Gedanken wanderten noch einmal die Wege und Stationen der letzten
Iahre zurück und verweilten mit besonderer Liebe in der Zeit seiner
Tätigkeit in der Landwirtschaft, die vor dem Theologiestudium lag.
Nach der Beendigung der Schulzeit am Dortmunder Gymnasium 1849 fiel ihm
die Studienwahl nicht schwer. Für ihn kam damals nur das Studium der
Landwirtschaft in Frage. Es stand für ihn fest, in Berlin zu studieren.
Mit der Praxis wollte sich Friedrich von Bodelschwingh nicht auf dem
verhältnismäßig kleinen Familiengut Velmede, zwischen Dortinund und Hamm
gelegen, vertraut machen, sondem auf einem großen Gut mit einigen
tausend Morgen, um möglichst viele Sparten seines zukünftigen Berufes
gründlich kennenzulernen. Sein Vater, der vor einem Jahr, nach Ausbruch
der Revolution, als preußischer Minister zuriickgetreten war, besorgte
ihm beim alten Koppe in Kienitz im Oderbruch eine Lehrstelle. Der bei
den Bauern wegen seiner Tüchtigkeit und großen Erfahrung geschätzte
Koppe hatte sich ... |
|
Elisabeth Schmidt-Schell Licht fällt
in verpfuschtes Leben Die Beichte eines jungen Menschen
Franz, 1970, 36 Seiten, 50 g, geheftet, 12,5 x 19 cm
2,60 EUR
|
Goldregen Heft 68 Seit dem ersten
Gespräch, das ich mit Kurt führte, behauptet er, ich sei dümmer, als die
Polizei erlaubt. So ausfallend benimmt er sich mir gegenüber, weil ich
einen anderen Standpunkt vertrete als er und nicht bereit bin, seine
Manieren anzunehmen. Ietzt habe ich ihm gesagt, daß ich mich nicht
mehr in eine Diskussion mit ihm einlassen werde. Das werde ich auch
strikt einhalten. Die ständigen Zänkereien bringen nichts ein. ››Gut<<,
sagte er, »von mir aus mach doch, was du willst. Ich habe meine
Erfahrungen gemacht und wollte nur dein Bestes. Du wirst sehen, wie weit
du mit deiner Gutgläubigkeit kommst. Dir werden die Augen schon noch
aufgehen.<< Immer, wenn Kurt sich nicht mehr zu helfen weiß, pocht er
auf seine Erfahrungen und macht alles madig. Nur er allein will das
Gute. Alle anderen sind Egoisten, hinterlistig und schlecht. Das
nehme ich ihm aber nicht ab, obwohl ich erst vier Wochen im Betrieb bin
und er schon ein ganzes Lehrjahr hinter sich hat. Schließlich habe ich
auch schon Erfahrungen gesammelt und müßte lügen, wenn ich sagen würde,
daß mir einer Unrecht getan hätte. Ich kann mir auch beim besten Willen
nicht vorstellen, daß Ehrlichkeit und Freundlichkeit nicht anerkannt
werden, wie Kurt behauptet. So wie ich ihn bis jetzt kennengelernt
habe, muß er völlig verdorben sein. Wie könnte er sonst auf solche
Gedanken kommen und hinter allem, was die Arbeitskollegen tun, etwas
Schlechtes sehen. Man traut doch anderen nur das zu, wozu man selbst
fähig ist! - Wenn er nur ein bißchen Einsicht aufbringen würde, müßte er
sich sagen, daß er mit seinem Verhalten von den anderen gar keine
Freundlichkeit erwarten kann. Von Vertrauen ganz zu schweigen. Mit
dem Lagerleiter, dem ich jetzt zur Ausbildung zugeteilt wurde, versteht
sich Kurt überhaupt nicht. Ich dagegen komme ganz gut mit ihm aus.
Zugegeben, Herr Trott ist nicht fehlerlos. Manchmal nimmt er sich ein
bißchen zu wichtig, aber sonst ist er in Ordnung.Er bemüht sich, mir
etwas beizubringen, und läßt auch ganz vernünftig mit sich reden. Ich
kann mir allerdings gut vorstellen, daß er mir gehörig über den Mund
fahren würde, wenn ich mich aufführen würde wie Kurt. Und das mit Recht,
finde ich. Soll er sich vielleicht von einem Lehrling auf der Nase
herumtanzen lassen? Von mir aus kann mich Kurt jetzt bezeichnen wie
er will. Ich lege mich nicht mehr mit ihm an und lasse mich auch nicht
von ihm unsicher machen. Ich weiß nämlich, daß ich nicht schief liege... |
|
Hans Huppenbauer Vater Huppenbauer
vom Palmenwald (Kurhaus Palmenwald, Freudenstadt) Franz,
1972, 32 Seiten, 50 g, geheftet, 12,5 x 19 cm 3-7722-0132-6
4,00 EUR
|
Goldregen Heft 69 Es war wenige Iahre
vor Ausbruch des ersten Weltkriegs. Auf dem Bahnhof Eutingen war eben
der Abendschnellzug aus Stuttgart eingefahren. Unter den wenigen
Reisenden, die dem Zug entstiegen, befand sich ein älterer Herr, eine
stattliche, aufrechte Gestalt mit breitrandigein Hut und leicht
ergrautem Patriarchenbart. Während er am Bahnsteig entlangging, um in
den bereitstehenden Zug nach Freudenstadt umzusteigen, grüßte ihn aus
einem offenen Wagenfenster ein Unbekannter mit den Worten: ››Hallo,
Huppenbauer, Württembergs geliebter Herrl« Der Mann, dem dieser
überschwengliche Gruß galt, war der Leiter des christlichen Kurhauses
Palmenwald in Freudenstadt, der frühere Basler Missionar David
Huppenbauer. Jugendjahre Die Heimat der Huppenbauer ist
Untertürkheim bei Stuttgart. Die offenbar plattdeutsche Form des Namens
bedeutet: ein Bauer, der eine Hufe bewirtschaftet, das heißt ein Stück
Land, das mit einem Pferd bearbeitet werden kann. In Untertürkheim
wurde auch David Huppenbauer am 2. Dezember 1855 als Sohn des
Weingärtners Bartholomäus Happenbauer geboren. Er verbrachte dort die
ersten acht Iahre seines Lebens im Kreis seiner Geschwister, seiner
älteren Schwester Doris (der späteren Oberschwester im Stuttgarter
Olgaspital) und der zwei jüngeren Geschwister Wilhelm und Lydia (die
beide im Missionsdienst an der Goldküste gestorben sind). Als er sieben
Jahre alt war, verlor David seine Mutter, eine liebe, fromme Frau, der
es ein Anliegen war, »ihre Kinder dem Heiland zuzuführen<<. Ein Iahr
nach dem Tod der Mutter heiratete der Vater wieder und zog nach
Schorndorf, der Heimat seiner zweiten Frau, wo er noch bis ins 80.
Lebensjahr seinen Weinberg, sein »Paradiesle-<<, bebaute. Im
Elternhaus herrschte strenge christliche Zucht, war der Vater doch
treues Mitglied und später Leiter der altpietistischen Gemeinschaft. Der
zu allerlei Bubenstreichen aufgelegte Iunge hat offenbar seinen fromrnen
Eltern viel Sorge bereitet. Kurz vor seinem Tod spielte er einmal auf
seine Iugendzeit an, als er auf dem Basler Missionsfest bei der
dreieinhalb Stunden dauernden Generalkonferenz ... |
|
Martha Pampel Marei und ihr Vater
Franz, 1972, 30 Seiten, 50 g, geheftet, 12,5 x 19 cm
2,60 EUR
|
Goldregen Heft 70 Große, schwarze
Augen in einem pausbacltigen Gesicht, eine Stupsnase, hellblonde Locken,
die das Köpfchen uingaben, und ein rnolliger Körper mit strainmen
Beinen, wie es sich fiir ein dreijähriges Kind gehört, das War
Marie-Elisabeth, genannt Marei, die kleine Tochter des Pfarrers. Wenn
man es nicht sah, hörte man das kleine Mädchen ganz gewiß, denn sein
Mund stand kaum einen Augenblick still. Wenn, die Mutter einen
Augenblick nicht im Zimmer war, sprach es mit Gisela, seiner Puppe, oder
es fragte Wollbäckchen, und der kleine Stoffbär hatte immer eine
Antwort, sobald man ihn auf seinen Bauch drückte. Abends, wenn die
Mutter sie ins Bett legte, weinte Marei nur selten. Es muß eben sein,
dachte sie, und so murrte sie auch nicht, sondern freute sich auf die
Geschichte, die ihr die Mutter jeden Tag vor dem Einschlafen erzählte.
Die Mutter erzählte nur kurz, und auch wenn die Geschichten alt waren,
waren sie fiir Marei doch immer wieder neu. Zum Schluß nahm die Mutter
noch die Geige zur Hand und spielte:»Breit aus die Flügel beide« und
hatte es gern, daß ihre kleine Tochter mitsang. Marei fing an, sich
Gedanken zu machen über die Welt und über ihre eigene kleine Person,
aber auch über Gott, zu dem man am Morgen und allabendlich sprach und
dabei die Hände falten mußte, den man nicht sah und nicht hörte und der
doch da war, wie es die Mutter sagte, und der die Engel schickte als
seine Boten und Beschützer zu allen Menschen, die ihn darum baten.
Marei glaubte diesen Worten, und so konnte die Mutter getrost das Licht
ausmachen, Die Marei beschützten, waren ja noch stärker als der Kaufmann
unten im Ort, der so groß war, daß sogar die Mutter an ihm hinaufsehen
mußte. |
|
Renate Sprung Ein Licht in der Nacht
Eine Adventserzählung Franz, 1976, 32 Seiten, 50 g,
geheftet, 12,5 x 19 cm 2,60 EUR
|
Goldregen Heft 72 Ein Licht in der
Nacht Adventserzählung von Renate Sprung Es war ein stürmischer
Novemberabend. Auf dem Geländer des Bootstegs unten am Fluß saß ein
junger Mann. Die Lichter der sich am anderen Ufer hügelaufwärts
zíehenden Stadt leuchteten trüb durch den schrägfallenden Regen. Von der
Erde stieg ein Geruch von moderndem Laub und verwelktem Gras zu einem
dämmriggrauen Himmel, der aussah, als wolle er jeden Augenblick auf die
Erde herabfallen. Der Herbstwind zauste ungestüm die das Ufer säumenden
Weidenbüsche und peitschte die kahlen, tief herabhängenden Zweige
klatschend ins Wasser des Flusses. Sonst war es still hier draußen.
Keine Menschenseele weit und breit. Nur ein paar einsame Krähen hockten
mit eingezogenen Köpfen auf einem grünlich schillernden Weidenstumpf.
Der junge Mann schlug fröstelnd den Iackenkragen hoch. ››Wenn jetzt ein
Lastkahn käme, könnte ich winken<<, überlegte er, »vielleicht würde er
festmachen und mich mitnehmen. - Natürlich würde er das nicht tun<<,
stellte er sogleich mit der ihm eigenen Sachlichkeit fest. Er erinnerte
sich, die Anlegestelle drüben auf der anderen Seite gesehen zu haben,
ein Stück unterhalb der Brücke. Die Kleidung des Mannes war denkbar
einfach und der Iahreszeit nicht angemessen. Als man ihn vor zwei jahren
abgeholt hatte, war es Frühling gewesen, Anfang Mai, und jetzt schrieb
man Ende November. Der Mann trug eine hellbraune Cordsamthose und eine
dunkelgrüne jacke aus Cord, aus deren Halsausschnitt der Kragen eines
roten Sommerpullovers hervorsah. Seine Füße steckten in braunen
Halbschuhen mit dünnen, abgelaufenen Gummisohlen. Er war nicht
lebensmüde, obwohl er sich eingestand, daß irgendetwas an seiner Art zu
leben nicht stimmte. Er wollte nur in Ruhe überlegen, wie es mit ihm nun
weitergehen sollte. Sein Strafregister reichte vom Taschendiebstahl bis
hin zum Überfall auf einen alten Mann. Dabei hatten sie ihn erwischt.
Der Alte hatte zu laut um Hilfe gerufen. ››Ich wollte ihm nicht weh
tun<< ... |
vergriffene Titel der Reihe Goldregen |
|
Bernhard Reusch Ein seltsamer Gast |
Goldregen Heft 1 |
|
Bernhard Reusch Sieh, das sind
Gottes Wege |
Goldregen Heft 2 |
|
Bernhard Reusch O, daß ich wäre
mitgegangen |
Goldregen Heft 4 |
|
Julius Seybold Der arme und doch
reiche Schulmeister Goldregen Heft 7 Franz, Auflagen von
1962 und 1966 vorhanden, 22 Seiten, 50 g, geheftet, 12,5 x 19 cm
3-7722-0089-3 |
Goldregen Heft 7 Leseprobe »Mich
in die Zeit zu schicken, Lehr mich, Herr Iesu Christl« In den
Iahren 1790 bis 1834 lebte in dem lieblichen Örtchen Stockach bei
Tübingen ein sehr armer Schulmeister mit Namen Klett. Er war einer der
»Stillen im Lande<<, und bei ihm trat in besonderer Weise zutage, was
der köstliche Vers ausdrückt: ›› Sie wandeln auf Erden und leben im
Himmel, Sie scheinen unmächtig und schützen die Welt; Sie
schmecken den Frieden bei allem Getümmel, Sie haben, die Ärmsten, was
ihnen gefällt. Sie stehen im Leiden und bleiben in Freuden; Sie
scheinen ertötet den äußeren Sinnen Und führen das Leben des Glaubens
von innen.<< Heute noch lebt er im Herzen so vieler fort als
leuchtendes Vorbild kindlichen Glaubens, herzlicher Liebe und lebendiger
Hoffnung. Was hier in schlichten Worten zur Ehre Gottes niedergelegt
ist, stammt teils aus Privatakten und mündlicher Überlieferung der
Stockacher und andrer, teils aus >Dr. Barths Leben« von Werner. Klett
hatte es schwer mit seiner großen Familie von etwa neun Kindern, denn
seine Besoldung war eine gar knappe, jährlich siebzig Gulden Gehalt,
auch für jene Zeit sehr wenig, und die Nutzniefšung einiger
Gemeindegrundstücke mußten ihm ausreichen. Er nährte sich auch in
gewöhnlichen Iahren zwar spärlich, doch ehrlich davon, immer zufrieden
und dankbar gegen seinen Gott. Dabei erfuhr er die Wahrheit... |
|
Bernhard Reusch Was Liebe vermag |
Goldregen Heft 8 |
|
Bernhard Reusch Der deutsche
Christbaum im Felsengebirge |
Goldregen Heft 9 |
|
Julie Koch Heimkehr am
Konfirmationstag |
Goldregen Heft 10 |
|
Bernhard Reusch Zwei Rabengeschichte |
Goldregen Heft 11
|
|
Bernhard Reusch Du sollst den
Feiertag heiligen |
Goldregen Heft 13
|
|
Bernhard Reusch Der arme Graf und
der reiche Köhler |
Goldregen Heft 14
|
|
Elisabeth Oehler-Heimerdinger Der
Schneiderhannes |
Goldregen Heft 20
|
|
Elisabeth Oehler-Heimerdinger
Justinas Tochter |
Goldregen Heft 24
|
|
Elisabeth Oehler-Heimerdinger Kusine
Hedwig |
Goldregen Heft 25
|
|
Hannah Müller Aus dem Alltag einer
alltäglichen Frau |
Goldregen Heft 28
|
|
Anna Katterfeld Der Engel aller
Hütten |
Goldregen Heft 30
|
|
Hannah Müller Bevor die
Weihnachtslieder brennen |
Goldregen Heft 31
|
|
Hannah Müller Das Gerüst |
Goldregen Heft 33
|
|
Julius Roessle Johann Caspar
Lavater |
Goldregen Heft 40
|
|
Hannah Müller Die Sprengung |
Goldregen Heft 41
|
|
Anna Katterfeld Die erste Blutzeugin |
Goldregen Heft 42
|
|
Rita von Gaudecker Marianne und Petra |
Goldregen Heft 52
|
|
Elisabeth Meyer Der Bund mit Gott |
Goldregen Heft 64
|
|
Hildegard Krug Um des Evangeliums
willen |
Goldregen Heft 71 |
|